3735km, 7 Tage, 6 Länder und unzählige unbeschreibliche Momente – hier gibts nun unsere gesammelten Abenteuer zusammengefasst und einigermaßen chronologischn von Tag 0 bis Tag 7. Ein ganz großes Lob geht an das OrgaTeam der Rallye München-Barcelona. Besser hätte es nicht laufen können! Ebenso großer Dank geht ans Team Kanonenfutter und unseren SchrauberVW. Ohne euch wäre die Reise sicher nur halb so lustig gewesen.
Worte können das alles nicht wiedergeben und es waren zuviele Impressionen – dieser kleine Blog wird all dem nicht gerecht. Wer auch nur 1% Benzin im Blut hat sollte sich jetzt schon einmal in Gedanken um ein 500€ Auto kümmern. Im Juli 2015 gehts nämlich wieder los (Team Sabotage und Team Kanonenfutter sind wieder dabei…). Die GoPro Bilder sind längst noch nicht ausgewertet und auch die Videos sind nicht geschnitten – wir brauchen erst einmal ein paar Tage um wieder vollkommen anzukommen und den Staub aus den Lungen zu kriegen…..
Vorbereitung zum Unterfangen Rallye München-Barcelona:
Merc 190E Baujahr 86 – also 28 Jahre Rost für 500€. Das war die Vorgabe, wir haben uns dran gehalten (mal schauen wo uns das hinbringt). Nach dem Kauf ging es an die Instandsetzung. Der Rost war so fies, da machste nix. Aber wenn schon scheitern, dann gescheit….
Alte Flüssigkeiten raus (Danke Raffa) neue rein. Bei der Gelegenheit kann man ja Zündkerzen, Reifen und Bremsen gleich mitmachen. Wie schon gesagt, wenn scheitern dann mit Glanz und Gloria: Also Rallye-Montur aufs Dach und natürlich die 10-PS Streifen…
Tag 0
Abreise! 18 Uhr, wie immer zu spät. 600km nach München – läuft, würde ich sagen. GoPro an Board, genau wie den Beifahrer. Leider gibts auf dem Weg nach München nur Stau, auch um 1 Uhr nachts noch. So etwas wird uns zum Glück auf den Strecken der nächsten 7 Tage nicht mehr passieren. Morgen Abend gibts hoffentlich News aus Mailand….
Tag 1
WOW was ein Tag! 14 Stunden Autokampf bei 35 Grad, Haarnadelkurven im dreistelligen Bereich, Ausblicke, die man nicht schöner malen könnte! Aber der Reihe nach: Nach der Anreise gab’s nur drei Stunden Schlaf – 7 Uhr antanzen zur Lagebesprechung. Nicht so wirklich unsere Zeit. Zwei der 57 (!!!!!!!!!) Autos hat es schon bei der Anreise zerstört – kein gutes Omen. Von München ging es durch erst zähen Stau dann Richtung Alpen. Der erste 2300m Pass zwang den mitfahrenden BMW E34 in die Knie. Thermostat hin, unruhiger Leerlauf, Motor aus oder im Notlauf. Dank eines fähigen Mechanikers (der von Flex bis Flüssigdichtung gefühlt alles dabei hat) (Nachtrag: Mario wird auf dieser Reise noch so etwas wie unser Schraubenheld) lief der Hobel ne Stunde später wieder. Die Passabfahrt hat dann auch bei uns erste Opfer gefordert: Bremse überhitzt, am Glühen und Rauchen. Fading quasi nach drei Kurven bergab. Aber nichts, was 30 min Zwangspause nicht richten könnten.
Auf dem Pass gabs dann den ersten von vielen „plötzlichen“ und „unbeabsichtigten“ Unfällen mit Team Kanonenfutter. Am Ende sollte sich zeigen: Einen Benz kriegt man nur mit einem Golfschläger und roher Gewalt zu in die Knie und bei einer Volvoschürze reichen schon 2 km/h.
Das nächste Ziel war unverhofft, hat uns zwei TopGear-Fans aber einen Punkt auf der ewigen To-Do Liste gestrichen: Die Überfahrt über den Stelviopass….atemberaubend und beängstigend! Bilder von der GoPro folgen. Dort (Auffahrt zum 2758m Stelviopass) hat’s dann den E34 direkt noch einmal ausgeschaltet. Leider Abtransport mit dem ADAC. Dann glorreiche Wiederauferstehung um 20.00 – die Jungs haben es tatsächlich nach Mailand geschafft! Morgen gibts das ganze dann Stufe 2 – mit Schotter. Macht dem Benz zum Glück bis jetzt nichts…
Tag 2:
Nachdem wir den Mailänder Speckgürtel (ist irgendwie son Begriff) verlassen haben (Großeinkauf am Sonntag inklusive), ging’s erstmal relativ monoton über die Autobahn. Hier leider nach einer Stunde der erste größere Ausfall. Lichtmaschine im VW defekt – für viele wäre Panik angesagt, nicht aber für Mario. Der hat die Maschine nicht nur ausgebaut (währenddessen haben wir supportiv mit dem Team Kanonenfutter an der Raststätte Golfbälle in die Gegend geschlagen), sondern auch noch zerlegt. Und ohne Ersatzteil instandgesetzt. Wir wissen nicht wie (immhin waren die Kohlen des Lichtmaschinenreglers hinüber) aber wir ziehen unseren Hut!
Nach erneuter Passüberfahrt, relativ rasanter Passabfahrt (wenn man nicht bremst kann auch nix überhitzen) und ein paar gemeinschaftlichen Golfabschlägen mit der Team Leitung ging’s dann in eine echte Rallyestage. Schotter, Wassergefüllte Wadentiefe Schlaglöcher und Reifenaufschlitzende Steine wohin das Auge reicht. Und als wäre das nicht schon anspruchsvoll genug, kam auch noch dichter Nebel dazu! Sichtweite 5-10 Meter. Aber Rallye ist Rallye, deswegen sind wir ja hier. Und es hat Spaß gemacht, mit Lust auf mehr…der Rostbenz hat bis auf fast negative Leistung keine Macken…
EINGENTLICH wäre heute Abend Camping auf einem Berg angesagt gewesen (sind wir bekanntlich keine Freunde von), aber ein starkes Gewitter hat uns (und unsere Begleitteams wie auch viele andere) dann doch gezwungen im Dorf im Hotel zu übernachten. Gerade mit WLAN, Bett und warmer Dusche bereuen wir diese Entscheidung nicht!!
Morgen kommt der angeblich härteste Tag der Rallye (Nachtrag: Wie naiv wir da noch waren). Wir sind gespannt und freuen uns nach heute ein wenig…;)
Tag 3:
Einziges präsentes Thema heute: Materialschlacht! Streckenprofil Kategorie 5 von möglichen 5. Da heißt es: nochmal die Audi Gruppe B Videos bei YouTube angucken, den heiligen Christopherus anbeten (Schutzpatron der Autoreisenden) und durch. Denn wenn Strecken und Pässe schon nicht auf Karten vermerkt sind, lässt das einiges erahnen….
Zur Hauptstrecke ging es durchs malerische französische Hinterland, als würde man sich gedanklich mit etwas schönem verabschieden (uns gibt’s aber ja offensichtlich noch ;))
Die Auffahrt zum Pass papperlapapp (nicht wirklich, aber das klingt besser) würde dann zu dritt geheizt – ein letztes Mal. Was danach kam, hat den Begriff Straße nicht verdient. Größe Felsbrocken und tiefe Spurrillen waren hier das Credo. Also Schneckentempo und hohe Konzentration. Krönender Abschluss: ein verlassener Tunnel mit teilweise 30cm tiefen Wassergefüllten Löchern. Unbeleuchtet (da oben wohnt keiner, kommt man ja auch nicht hin). Die Tunnelmauer war mittig einfach auf die „Fahrbahn“ gestürzt. Hat man zum Glück nicht gesehen, war ja dunkel und alles voller Wasser;)
Die Abfahrt wurde gefeiert als wären wir Walter Röhrl – wie auch sonst nach so einem Streckenabschnitt;)
Zum Abschluss ging es dann noch einmal einen Pass hochjagen – natürlich nicht ohne den obligatorischen Abschlag ins Tal! Von dort dann wirklich Vollgas Richtung Nizza. Hier haben wir es uns gut gehen lassen und sind dann euphorisiert ins Nachtleben verschwunden….
Zwei kleine Videos
Tag 4
Nach einer spontan viel zu langen (oder zu kurzen, Schuld waren Französisches Bier, französischer Wein und deutscher Schnaps) Nacht in Nizza war heute mal nicht Rallye, sondern Urlaub angesagt. Von Nizza über Cannes nach St. Tropez – von Strand zu Strand. Das Leben könnte schlimmer sein 😉 Für alle Neider: Wir standen im St Tropez auch gut 1 1/2 Stunden im Stau – bei 38,5 Grad ohne Klima!!!! Tagesziel war Montpellier – mit der Teamleitung wurde dann noch das ein oder andere Bier verzehrt…..
Tag 5
Andorra, Pyrenäen – zwei große Ziele für heute! Erstmal ging’s 45 min über Stock und Stein zum Morgenmeeting. Perfekte Location, aber schon hier war klar: Der Planet brennt! Die ersten Miniziele galtem unserem Schrauberhelden: Mario ist von Schrottplatz zu Händler gezogen um Radlager zu finden. Die hat er dann auch beide um 11 Uhr nachts auf dem Campingplatz gewechselt! Wir ziehen schon wieder unseren imaginären Hut (nen echten haben wir nicht dabei, wäre mal sinnvoll gewesen). Missionziel heute war Grillen mit allen – haben wir brav absolviert. Natürlich mit Wasscherschlacht (Team Oldskool hat nicht nur Bart am Start, sondern auch eine ganze Armee an Supersoakern)! Highlight war danach aber der Pas de la Casa. Walter Röhrl Territorium. Selten sind wir in unserem jungen Leben eine so beeindruckende Stecke gefahren. Haarnadelkurven, tolle Aussichten, Doppel-S-Kurven, Tunnel – wir sind gefühlt geflogen. Team Kanonenfutter immer vorneweg, Bremsen ist für die auch ein Fremdwort. Wir hatten unseren Spaß – unvergesslicher Tag. Wir sind nun (nach unserem Roadtrip vor drei Jahren) in Andorra angekommen. Morgen wird der härteste Tag. Heute also kein Bier und viel Schlaf…..bei dem „Campingplatz“ kein Problem…
Tag 6
Von Montpellier nach Zaragoza sind es EIGENTLICH nur 6 Stunden. Eigentlich. Als richtige Rallye braucht man da dann schon 13 Stunden. Die heutigen Gegner hätte uns fast in die Knie gezwungen: Erst der „Port de Cabus“ (Kat V) gefolgt vom „Espot Esqui“ (Kat IV). Beginnen wir mit dem zuerst genannten: Steil wars. Und menschenleer. Die Dörfer, die wir passieren konnten, waren verlassen, wahrscheinlich weil eine Versorgung mit Lebensmitteln dort zu schwierig ist. Den Weg kreuzten ab und an auch ein paar Bäche – Bremsenkühlung also inklusive. Der Espot war weniger steil als vielmehr einfach nur Geröll. Leider ging es nur in einer schleichenden Kollone runter, nicht alle wollen heizen. Vielleicht ganz gut so, denn der Tag hat Opfer gefordert: OrgaTeam Volvo kurz vor dem Totalschaden auf den Hänger geladen (der hat gestern schon eine Serpentine unfreiwillig abgekürzt – die Jungs sparen in jeder Möglichkeit Zeit ;)), Merc T230 (W124) mit Platten Reifen. Hart hat es die Jungs vom Team Oldskool getroffen: Nachdem wir bei bei gerissenem Bremsenschlauch zum Bremskraftverteiler mit Bremsflüssigkeit aushelfen konnten , ging 60min später gar nichts mehr. Beim Passat war der Stoßdämpferkugelkopf abgerissen, beim Audi hat es das hintere Dom durchschlagen. Doch die Jungs haben es irgendwie geschafft, in einem der Dörfer einen Spanier mit Schweißgerät zu finden. Kugelkopf für 17€ wieder dran – weiter geht’s. Wie es dem Audi geht, wissen wir aktuell nicht.
Dann kam es, wie es kommen musste. Nachdem unser Benz seit 6 Tagen als unzerstörbar gilt (liebevoll Eisenschwein getauft), sämtliche absichtliche Unfälle mit Team Kanoenfutter ohne einen einzigen Kratzer überstanden hat (Team KF hingegen hat quasi keine Frontschürze mehr sowie viele zusätzliche Dellen) und sogar Attacken mit Golfschlägern und Hammern trotzte, ging heute im denkbar ungünstigsten Zeitpunkt NICHTS mehr: Serpentine runter, Kurvenausfahrt, alles aus. Keine Bremskraftverstärkung, Motor aus – FUCK! Im Leerlauf ging er direkt aus, bei 1200 Umdrehungen schepperte alles aber er hielt sich. Leider fahren wir ja Renterautomatik, es ging also als Gerühre im Getriebe. Drehzahl immer über 2000, notfalls in N stellen und hochhalten. Zumindest so lange bis die rettende Tankstelle erreicht ist und Mario seine heilende Hände anlegt. Leider vergebens. Weder Leerlaufdrehzahlerhöhung noch Überbrückung vom Leerlaufgeber brachten Erfolg. Auch Luftfilter und Zündverteiler konnten als Ursache ausgeschlossen werden. Also (leider) den nächsten Kat. III Pass auslassen und mit hoher Geschwindigkeit (ergo hohe Drehzahl) direkt nach Zaragoza. Dort angekommen dann die wundersame Spontanheilung. Er hält sich in D. Zwar geht er bei großen Drehzahlschwankungen noch aus, aber das Ziel Barcelona war nie greifbarer! Morgen früh bei Briefing lassen wir mal die Mercedes Spezialisten vom Team Junge Sterne drauf gucken…notfalls schleppt uns aber Team Kanonenfutter als ewiger Wegbegleiter ins Ziel….
Ein leichterer Teil der Strecke in bewegten Bildern:
Tag 7
Barcelona, die pulsierende Strandmetropole Spanies. Endlich steht es auf dem Zettel, das finale und immer präsente Endetappenziel. Doch wie ein Damoklesschwert schwebten die Startprobleme des Eisenschweins bei Blick in die Wüste über uns. Doch so eine Rallye ist auch viel Gemeinschaft, und so war Team Banda-Bär I zur Stelle: Als Mercedesspezialist war das Problem schnell erkannt (Schlauch für die Kurbelgehäuseentlüftung war ab) – leider hielt die Euphorie nur wenige Stunden. Denn heute gab es neben den Menschlichen Kampfspuren die die letzten Tage hinterlassen hatten gleich zwei Gegner: Hitze und Staub.
Das Ziel also immer vor Augen ging es auf die lang ersehnte Schotter-Wüstenpiste! Schnell, schneller und da das Team Kanonenfutter mit Ralle Röhrl vor gefahren ist quasi blind. Bei dem ganzen Spaß haben wir nicht bemerkt dass der Staub uns eine Sicherung rausgehauen hat, in der Folge konnten wir also auch nicht merken, dass der Motor glüht. So kam es unfreiwillig zum Zwischenstopp. Abkühlen, Auffüllen, Weiter. Mit „Bierdosen-Motorhauben-Kühlung“ und Fahrerwechsel ging es Richtung Wüstenende. Einen kleinen Beinahabflug gabs auch noch, aber die Schrecksekunde war dann auch vorbei…;)
Dann standen wir vor der Wahl – eine letzte Kat. V, 2 1/2 Stunden Kampf und das Wissen im Hinterkopf, dass bis jetzt JEDES JAHR ein Team auf der letzten Etappe gescheitert ist, oder einen kleinen Umweg fahren, Drillzeug einpacken und einfach ans Meer. Die Entscheidung stand, die Badehose war an – so warne wir dann auch relativ entspannt als es von der „Porta de Barcelona“ im gemeinsamen Hupkonzert nach Barcelona ging. Ein Bild für die Götter, inkl. Supersoakerschlacht und verdutzten Katalanen.
Am Ziel (Barcelona Strand) wurde dann einfach nur noch gefeiert. Mit Bier und Champagner, mit Umarmungen und Gesang. Der Stress und die Angst der letzten Tage ist mit einem Mal egal – WIR HABEN ES GESCHAFFT!
So standen wir dann da mal 30min. Auch mal schön Zeit zum Reden zu haben….
Nachtrag: Wir haben uns dann doch noch mal mit, wie sollte es anders sein, Team Kanonenfutter ins Nachtleben der Stadt geworfen.
Nachtrag Tag 8
Super Stimmung: Auto abgeschleppt! In Barcelona gibts offensichtlich keine Strafzettel (wir haben Verkehrskonform auf einem Parkplatz geparkt), man wird einfach direkt weggeschleppt. Naja – das trübt die Erfahrung nicht im Geringsten! Nach zähen 14 Stunden Kategorie 0 Autobahn und unzähligen Mautstationen haben wir in einem Tag noch einmal 4 Länder durchquert und 1400km Strecke gut gemacht. 4 Uhr Ankunft in Düsseldorf vor der Haustür, also an dem Ort, an dem alles vor 8 Tagen und 5045 KM gestartet ist!
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