Prolog:
(Spoileralert 1):
2023 passiert schon mehr VOR der Rallye, als sonst auf einer gesamten Tour mit Offhebeatentrack. Puh. Wir schreiben den 12.09.23, ich schreibe also quasi schon fast tagesaktuell zum eigentlichen Rallyestart in der Hauptstadt Catalonies.
Vorneweg. Es gab wie immer ein wenig hin und her, alle hatten Blut geleckt die letzten 8 Jahre „Rallye-Spaß-und-Metallverformung-mit-Team-Sabotage“, aber am Ende war klar: Oli fährt. Eric fährt (Kommentar vom Orga Team dazu „schade um den Mercedes“), Ben fährt. Für die neuen unter euch: Ben ist so alt wie das Team selbst, Gründungsmitglied. Arbeit, diverse Fachärzte, zwei Kids und das fucking leben haben nun lange genug verhindert, dass er mit Staub und Grinsen hinterm Steuer sitzt, 2023 soll es wieder so sein. So glaubten wir naiv noch bis in den September hinein (Spoileralert 2)
Der Reihe nach. 3 Fahrer also. „Die Drei von der Tankstelle“ sozusagen. Wir hatten das Eisenschwein eigentlich bereits 2022 wieder soweit auf Vordermann gebracht, das nicht viel kommen konnte.
Spoileralert Nummero 3: oder so dachten wir.
Im Juni hat ein guter Freund seinen Twingo (zweite Generation, nicht der Garage11-Klassiker) mit einer Leitplanke verheiratet, so dass das Eisenschwein kurzzeitig als Überbrückungsfahrzeug dienen musste. Standesgemäß für einen Oberarzt 😉
Nach ca. 2 Wochen die Nachricht im Chat, die man nicht lesen will „Jungs was ist denn das für einen gelbe Warnleuchte“ – > Kühlmittel. Service keine 2-3 Monate her.
Ein Samstag mit genervten Kids und guter Diagnostik zeigt im CO2 Tester (Farbumschlag, immer wieder faszinierend): Wir haben ein Problem. Es kann wiedermal alles sein (gute Diagnostik bringt immer nur so viel, bis man sich an die Therapie machen muss), von Zylinderkopfdichtung über Kopf platt bis hin zum obligatorischen Einhorn im Motor. Initiale Idee von Ben und mir (Oli): Endlich was selber machen. Dann aber auch die geniale Idee, dass wir ja beide ca. 10-12h am Tag arbeiten und das nicht mal eben ne Reifenwechsel ist.
Wagen also zu Hagen (unsere Rettung). Nachdem der alles zerlegt hatte, die Erleichterung: Nur die Dichtung.
Also alles wieder zusammenbauen und dabei so ziemlich alles erneuern (Kettensatz, Bolzen, diverse andere Dichtungen etc.), denn im Team Sabotage gelten ein paar Regeln:
Goldene Regel: Wenn man die Kosten durch drei teilt ist es am ende quasi umsonst
Zweite Regel: Wenn man dran ist, lieber mal alles machen
Dritte Regel: Radio lauter
Vierte Regel: so geht es nicht, aber vielleicht gehts wenn wir einfach viel schneller fahren
Sprung zwei Monate nach vorne.
Wir nähern uns der tatsächlichen Rallye, der Wagen wird nun von mir (Oli) im Alltag bewegt. Da wir eine „springende Kühltemperaturanzeige“ haben und ggf. so eine Anzeige bei 40Grad-Vollgas in Marokko doch gar nicht so unwichtig wäre, haben wir beschlossen eine „Nachzurüsten“.
Angesetzte Zeit: 2h. Gebraucht habe ich mehr (auf einem einsamen Münsteraner Parkplatz). Sagen wir mal so: ca. 7-8000 Sekunden lang konnte man sehr viele Kliemnannsche „Eyyyy mannn ey“s und „fuck off“ hören.
Wir haben die Zeit dann noch genutzt um den Türkontakt fürs Licht zu wechseln (hatten wir wohl zu oft die Tür zugeknallt, hat uns bei angelassenem Licht schon eine Batterie gekostet), das eine Wischerblatt (immer noch DTM Style) zu tauschen und die Außentemperaturanzeige zu wechseln. Bei Letztrem hatten wir zwischenzeitlich vergessen, den Schlauch für die „Economy-Anzeige“ wieder anzuschließen, was uns neben eine Zischen auch gelehrt hat, dass die Anzeige über Unterdruck in der Ansaugbrücke gesteuert wird. Klar. Das ist sicherlich der einfachste Weg (im Vergleich zum Potisignal des Gaspedals)……
Sprung Anfang September (also zwei Wochen VOR DIESEM EINTRAG):
Die Welt hat sich gegen uns verschworen. Im Nachhinein nehmen wir es sportlich, wenn die Generalprobe schlecht läuft wird die Vorstellung gut (an irgendwas muss man ja glauben).
Wir rollen im Berufsverkehr entspannt den Münsteraner Ring entlang, als das Eisenschwein spontan selbst entscheidet, mit nur einem Reifen links abzubiegen. Um es kurz zu machen: Traggelenk vorne einfach aus dem nichts gerissen (eine späterer Recherche zeigt: passiert wohl bei Oldtimern – ist die Ausrede die das Internet dann immer bietet), wir haben quasi auf dem Reifen gebremst, der hat dank verstärkter Flanke gehalten. Zwei Wochen vor der Rallye, 2 Min vor der Arbeit: Die Laune im Keller.
Die freundlichen ADAC Mitarbeiter freuen sich mal über „was anderes“, der ADAC selber dürfte inzwischen bereuen, dass wir Premium+ Mitglied sind. Schleppen in die Wunschwerkstatt, Leihwagen – immerhin das klappt ohne Probleme. Noch im ADAC Abschleppwagen koordinieren wir das Teile-Bestellen, am Ende werden es neue Querlenker inkl. Traggelenke (Augenscheinlich hatte der Vorbesitzer diese gegen „Billigware“ gewechselt, so dass die neuen Traggelenke zu locker saßen – danke an Max von Team Wüstenfuchs für den Support“.)
Bei Einbau hat es Hagen (hier nochmal ein RIESEN DANKE!!!) fast den Arm gebrochen: Unsere V8 Feder haben eine so hohe Vorspannkraft (daher auch unserer 15cm Höherlegung bei winzigem Motor), dass es das Fahrzeug a) fast von der Hebebühne gehoben hat und b) die Feder fast durch die Werkstatt geflogen wäre.
Ohne Hagen hätten wir es nicht geschafft.
Aber das wäre ja auch zu wenig an Katastrophen.
Das schwere Erdbeben in Marokko lässt nicht nur uns zweifeln, ob nun die richtige Zeit für eine solche Reise ist. Wir überlegen lange. Und schließen uns auch mit Cornelius und Nina kurz: Marokko lebt von Tourismus, das Land steckt in einer wirtschaftlichen Krise nach drei Jahren Einreisestopp und 0% Tourismus. Wir werden unseren Beitrag zu leisten versuchen und spenden irgendwo (falls möglich) einen Großteil des Equipments.
Und weil das nicht reicht:
Ben hat sich die Pneumonie seines Lebens eingefangen. Mehrere Tests sagen: Covid ist es nicht. Wie immer (!!!!) nimmt Ben keine Antibiose (PCT negativ, viel Spaß beim Googeln) und geht weiter arbeiten. Mit Fieber (immer nur Abends, dann kann man ja tagsüber arbeiten). Darauf folgt, nach ewigen Hustenattaken: eine angebrochene Rippe, Splenomegalie und Hepatisierung der Lunge (erneut: viel Spaß beim Googeln), COPD Gold 52638, AZ down, Karnofsky (ich weiß, ist ein Tumorindex, aber passt stilistisch am besten) 20.
Das Dreiergespann steht nach Achsbruch, Zylinderkopfdichtung und einer Naturkatastrophe kurz davor, ein Gründungsmitglied zu verlieren. Für 2023.
Plan (stand 13.09.2023): Nun doch „unterrichtete“ Antibiose, ggf. nach Spanien nachfliegen.
Wow. So viele Ups and Downs und wir haben noch nicht mal Koffer gepackt…..
Update 173027302:
Anreise Tag 1 von 2, D-Town nach Lyon
Nachdem der Mini-Me in der Kita abgegeben war und ich zwei Vätern vor derselbigen erklären durfte dass ich WIRKLICH nach Marokko fahre, ja WIRKLICH in DEM AUTO ging’s ans Verladen. Und da wir wie gesagt eher so die Chaotentruppe sind musste Eric nochmals in die Klinik, so wurde aus 9 Uhr dann 10 Uhr und aus 10 Uhr dann 10:30. Bereits mediterrane Verhältnisse vor dem Start.
Ich (Oli) habe die Zeit genutzt neben Öl aus der eigenen Werkstatt / Garage noch Stoßdämpfer für ein Team mit einem T4 zu besorgen. Fast hätten wir für Östereicher Jungs noch ne Anlasser mitgebracht, aber der aufgerufene Preis war dann doch zu hoch.
Der Weg nach Lyon gestaltet sich zäh, eigentlich sind es stumpf 6xxkm gerade aus. Sonnenschein, Regen – alles dabei. Auch Fidi – die hat 17h feinsten Electro gespendet ;). Wir grooven uns ein. Der Griff in den kleinen Sarg kommt genau so als Automatismus zurück wie der Griff in die Kühlbox. Rallye seit 2014 – manche Dinge verlernt man nicht.
Das Eisenschein begrüßt uns mit einer Öl-Warn-Leuchte bei der Einfahrt in die Stadt – nicht was uns schockiert.
Ein Abstecher zum hiesigen Libanesen, ein letzter Blick auf den Laptop – > morgen dann Barcelona por fin nos vuelve a tener
Anreise Tag 2 von 2, Lyon nach Barcelona
Der Morgen beginnt wie ein morgen in Frankreich beginnen sollte. Mit Croissant, Pain au chocolat und einer giggelnden französischen Kellnerin.
Nachdem wir brav einen L Öl Nachgekippt hatten und die ersten zwei Tankstellen bestreikt wurden, ging es mit frischen Füllständen gen Süden. Immer geradeaus. Das ist kein Spruch für die Küchentapete, sondern ernst gemeint: Es geht einfach 6h gerade aus.
In Barcelona angekommen machen wir das was man eben in Barcelona macht (nein, nicht sich ausrauben lassen, das war Porto) – Kurz mal ins Meer springen.
Akkreditierung (übrigens die ä 3 die wir mal schaffen) ist auf einer Roof-Top Bar. Die feinen Herren und Damen Nina und Cornelius lassen sich nicht lumpen.
Danach gehts mit Dieter (leider ohne Angela, dafür mit sympathischen Jungs unterwegs) was essen und dann kommt das was immer kommt: Hey, die Bar kenn ich doch, komm ganz kurz – schnitt, 200€ später klopfen die Kopfschmerzen dann an.
Rallye Tag 1 – Barcelona nach Teruel (Rallyecamp) – Fahrzeit 14h
Die katalanische Hauptstadt meint es wie jedes Jahr zu gut mit uns. Das intoxikierte Ich war clever und hat einen Wecker gestellt, das verkaterte Ich finde das nicht gut. Fuck. Wir kommen zu spät, Ibnprofen irgendwo im Auto, nicht auffindbar. Morningbreefing nur halb mitbekommen, Eric ist deutlich mehr „mit dem Überleben am Kämpfen“ als ich. 140 Teams stehen da vor uns – so groß wars noch nie.
Da an „Navigation“ schon nüchtern, ausgeschlafen und vorbereitet kaum zu denken ist, hängen wir uns an eine Trupp W123 + W116 (japp, alte erste S Klasse). So langsam kommen wir zu Sinnen. Und uns fällt wieder auf: In unseren Erzählungen (also nicht was ich hier so für ne quatsch schreibe, mehr was ich so für ne Quatsch auch ERZÄHLE) lassen wir immer aus, dass man unendlich viel fährt zwischen den „erzählenswerten“ Passagen. Wir steuern eine Sand KAT III an. Denken wir. Denken auch Cornelius und Nina. Die fahren dieses Jahr übrigens einen LandCruiser Discovery T3 – > nicht mehr liefergelegter Volvo. Ankommen will man also Orga offensichtlich schon irgendwie 😉
Wo Waren wir? Sand Kat III. Die Streckenabschnitte haben geografische Einstiegspunkte, am besagten tummelt es sich. Sand ist keiner mehr zu sehen. Dafür Knietiefes Wasser. Cornelius hält die Passage für nicht befahrbar – > er muss ja aber auch heute abend vor allen anderen im Camp sein. Wir stehen lange dumm rum, Eric misst mit seinen Waden aus, ob wir im Innenraum mit Wassereinbruch rechnen müssen. Schlussendlich traut sich ein anderes Team vor uns (A4 B4 Avant, nicht höhengelegt) -> mehr Motivation braucht es nicht. Es ist tiefer als gedacht und es geht besser als gedacht. Da wir uns nicht einigen können, ob der Sand nun durch das Wasser härter oder weicher wird und ob das für uns dann gut oder schlecht ist, fahren wir einfach zügig. Der Audi vor uns gräbt sich mehrfach fast ein, überholen kann man nicht, denn dann wäre das Eisenschwein ne Eisen-U-Boot, also bleibt nur hoffen. Und das reicht.
Auch nach ääää (2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2019 und 2022) vielen Jahren Rallye ein geiles Novum für uns.
Nun gilt es etwas an die Planung (auch das vergesse zumindest ich ständig, wenn ich von der Rallye erzähle): Es ist 13 Uhr, Abschnitt 2 hat viel in petto, dauert aber auch 5h. Abschnitt drei hat ähnlich viel in petto (mehr dazu unten) – > man könnte diesen im Vergleich zu Abschnitt 2 aber nach Empfehlung auch alleine befahren.
Wir überreden den Audi (dann sind wir ja nicht alleine) und machen uns richtig „Abschnitt 2“. So der Plan. Aber das ist ja eine Rallye, als würde das so einfach funktionieren. Aber der Strecke zur Strecke geht dem Audi die Lichtmaschine flöten. Offensichtlich war das mit dem Wasser doch nicht zwingend die beste Idee. Da wir bei Strom „Raus sind“, können wir das nicht beurteilen. Wir können zwar bei Einbau helfen (glauben wir), aber wir haben ZUFÄLLIG keine Lichtmaschine für einen Audi Avant B4 2,6L BiTurbo mit. Wir finden eine Werkstat, die Jungs haben noch einen Volvo im Gespann, wir machen uns also alleine (Anmerkung der Redaktion: das wird der Fehler gewesen sein) auf, „Abschnitt 3“ zu befahren. Es sind inzwischen auch gut 32 Grad – Langsam machen sich 2h Schlaf bemerkbar.
Wir glauben nach zähen Stunden den Einsteig gefunden zu haben (ERIC glaubt das, ich hingegen kann Bilder lesen (also die Karte) und das hier sieht komplett anders aus. Da Eric aber endlich ausgenüchtert ist nun auch mal fahren will, entscheidet Eric (ich möchte hier nochmals betonen dass ich das selbstverständlich mit meinen Navigationsskills anders gemacht hätte), dass wir nach Google Koordinaten fahren. Prinzipiell kann man dem Milliarden-Konzern ja oft vertrauen, leider unterschiedenen sind „Tatsächlicher Ort“ und „Bebilderter Ort“ ungefähr so wie das Schloss in Versailles und Duisburg. Sagen wir so: Wir sind richtig falsch. Eric glaubt das nicht, die Lösung sei „wir geben einfach die nächsten Koordinaten ein“ – > mir erschließt sich das nicht, aber es sind 72938 Grad und bei mir kommt sowas wie ein Late-Onset-Kater auf, daher fahren wir DURCH eine Olivenbaumplantage 2,5h in die Pampa. Zugegeben, wir haben dabei auch eine schöne Kat IV entdeckt, aber merken dann um 18 Uhr, dass wir ggf. ja auch noch vielleicht eventuell ein Stück zu fahren haben. Das wissen wir nicht genau, denn im Roadbook finden wir unsere Position ja sicher nicht. Google bestraft uns. 3h noch.
3h quälende Serpentinen, Eric hat hier wie immer das Messer zwischen den Zähnen, die Straßen sind verlassen, Eric fährt aber so wie Prost vs. Senna zu den besten Zeiten. Nur das wir eben keinen Verfolger haben. Naja.
Das Camp ist ausschließlich durch Rallye-Fahrzeuge besetzt, wir ersparen uns das Zelt (hahaha wer hätte es gedacht) und fallen nach einen wortkargen Abendessen in unsere Blockhütte. Musste sein.
Rallye Tag 2 – Teruel (Rallyecamp) nach Ubeda – Fahrzeit 12h
Frühbesprechung 6:30. Nein, ich bin nicht in den Klinik-Alltag zurückgerutscht, Nino und Cornelia meines es ernst. Wir haben 8 Grad (kein Tippfehler, nicht 18 oder 28) und es fühlt sich nicht nach Urlaub an. Jaja – ich habe es selber zu oft gesagt (und hier wurde ich gestern oft zitiert, hier scheinen ggf. doch mehr als Ben und Ich zu lesen): Rallye ist kein Urlaub.
6:30, Dunkelheit, große Runde, Nina spricht mit Mikrofon (erwähnten wir die 140 Fahrzeuge schon?????). Teile werden gesucht, Streckenbeschreibung, irgendwas mit „längste Etappe der Rallye“ und „man kann nicht alles fahren und irgendwo sind Ranger“ -> grob also alles wie immer. Die Pferde sind schnell gesattelt, der Sonnenaufgang in der Steppe Spaniens entschädigt marginal fürs frühe aufstehen.
Wir schrauben uns schweigend ohne Kaffee durch die Landstraßen und Kat IIs zu unserem eigentlichen Ziel: die erste Kat III .
Ich (mir wurde gesagt ich soll mich outen, also Oliver) darf diese bestreiten. Es fällt immer wieder schwer diese Freude so richtig zu verschriftlichen. Wir steigen gekonnt schnell in die Strecke ein und lassen einige Teams hinter uns. Wir preschen eine Berg nach dem anderen hoch und wieder runter. Der Griff ums Lenkrad wird härter, der Beifahrer muss sich festhalten, ich beglückwünsche mich innerlich nochmal für die Entscheidung einen Schalensitz zu verbauen, mehrfach wird der gute Techno von einem „aaaalllttteerrr“ aus Richtung Beifahrersitz durchbrochen. Harte Gas-Brems-Wechsel lassen den Motor aufheulen, das Fahrwerk pariert unser (Un-)können. Einigermaßen gekonnt bricht das Heck aus, ich würde behaupten zu 90% gewollt. Der Blick auf den Tacho gelingt bei den hereinfliegenden teils engen und einseitig offenen Kurven nur flüchtig, die Nadel steht auf 12 Uhr. Ist bestimmt die Richtgeschwindigkeit hier oben. Mehr geht bei mir fahrerisch nicht. Ich wage aber zu behaupten mehr ginge auch so nicht. Der Blick in Erics Gesicht ist eine Mischung aus Freude und Verzweiflung, es passt also alles. Time to Cool down. Eh besser, denn die Kat III wird zu einer Kat IV, das Eisenschwein schluckt das erstmal weg.
Nach dem Spaß kommt wie gestern: Quälend lange Verbindungsstücke. Wir schließen zu einigen Teams auf (einige langsamer, einige schneller), und da Eric kurz vor der Abschluss Kat III (jajaja wir haben hier mal eben 3h Sonnenfahrt übersprungen) das Steuer übernimmt, entbrennt die Diskussion, ob wir alle überholen oder ausnahmsweise mal „mit anderen die Rallye genießen“. Der Mann aus Neuss (also nicht ich) entscheidet sich für „ich will auch schnell fahren“ und setzt das um. Wir werden zwar eine Stunde durch eine Baustelle ausgebremst (ein Fahrzeug versperrt die einzige Strecke und baut irgendwas verrücktes auf, es warten in beide Richtungen mehrere Fahrzeuge, in Deutschland wäre hier bereits das SEK angerückt, die Spanier nehmen es mit Gelassenheit), dann gehst aber richtig los. Wenn ich vor einem Absatz noch geschrieben habe „mehr geht nicht“ scheint Eric das als Herausforderung zu sehen. Das Eisenschwein muss leiden, harte Einschläge bei zugegeben SEHR hohem Tempo. Ich überlege ob ich ein Testament habe. Wir verfahren uns (klar). Als wir auf einen Rallye-Trip warten, sagt Eric lapidar „na toll, die Opas“. Gemeint sind Dieter (Mitt-Sechziger, Windkraft-Flügel-Werkzeug-Hersteller, nein erbaut nicht die Flügel, nein er liefert nicht das Material – haben wir alles ebenfalls gefragt) und seine Jungs.
Erfreuliche Fehleinschätzung des Herrn Deuß. Dieter fährt einen Hyundai SantaFee, das Partnergespann eigentlich auch, „leider“ vor der Rallye verreckt, nun sitzen sie in einem X5. Auch wenn wir zu dem Fahrzeug aus Marokko nur schlechtes zu berichten wissen, in diesem ist ein V8 mit 280PS verbaut. Und die Jungs wissen ihn zu nutzen. Die beiden SUV pflügen ohne Gnade halb Spanien um, es wir kaum gebremst, mit einem SUV geht das. Wir reden uns ein wir hätten auch einen SUV (Korrektur: Eric redet sich das ein) und halten mit. Wer den Berg rauffährt, muss ihn auch wieder runter fahren – alte Rallye Weisheit.
Die Tachonadel pendelt sich also wieder im hoch zweistelligen Bereich ein, wir fliegen im Dreiergespann die Piste runter. Auf der folgenden Landstraße gesellt sich ein Subaru zu uns, der uns an der letzten Tanke wie folgt begrüßt „ ja Mensch Jungs, ihr fahrt ja wirklich so wie ihr das schreibt“.
Eric und ich beglückwünschen Dieter und die Jungs – klar komischer „cringer“ Moment, aber wir hatten eben einfach vollkommen unterschätzt, wie gut die Jungs Auto fahren. Und dabei geht es nicht nur um 280PS und „schnell schnell schnell lass uns mal 100kmh fahren, heheheh“, sonder auch darum, die Tonnen vom X5 nicht in jeder Kurve abfliegen zu lassen. Chapeau.
Wir rollen nach Ubeda und beziehen unseren Palast. Da wir nur flüssige Nahrung hatten: Essen wäre mal ganz ok….
Rallye Tag 2 – Ubeda nach Malaga – Fahrzeug xxh
7:30 Briefing. Die Stimmung ist gut, es sind aber etliche Fahrzeuge in Mitleidenschaft gezogen. Wir beginnen den Tag nach dem Briefing mit einem echten Desayuno (Brot mit Tomate und Avo, zwei Cappuccino) und zum ersten mal fühlt es sich an wie….Urlaub. Der Tag soll uns etwas besseres lehren. Wir helfen noch fix einem anderen Team mit einem Electro Kabel (kurze Randnotiz: Ben wollte das Kabel aussortieren).
Ich „denke“ diese Texte ja immer schon im Auto und bis 12 Uhr dachte ich: Hm eigentlich wie gestern nur Fahrer getauscht. Eric fährt den ersten Stint. Wir verlassen das malerische Ubeda und kämpfen uns 2h durchs spanische Hinterland. 2h Olivenplantagen, soweit das Auge reicht. Jeder Baum individuell bewässert. Es kommt einem der Gedanke, dass das weder ökologisch noch ökonomisch zu betrieben ist.
Einstieg Kat III mit Dieter und seinen Jungs (siehe oben). Wir lassen viele Teams rechts stehen, das überholen gestaltet sich teils schwierig (bei einem roten T4 hat eine Kombi aus Lichthupe, Sirene und Hupe nichts gebracht). Eric lässt das Eisenschwein fliegen. Jetzt kommt der Gedanke mit dem Testament wieder auf, leider habe ich gestern Blog geschrieben und nicht die wichtigen Worte zum Nachlass. Mehr als einmal haftet der Rallye-Benz nur mit drei Reifen auf dem schlotterigen Asphalt der Kat III, ein Reifen sucht an der Kuppe der Kurve die Luft. Beruhigend ist anders. Eric lässt das Heck mehrfach ausbrechen, die einen (ERIC) sagen „ich kann das“, die anderen sagen „das war nicht geplant“. Wir kommen zügig durch die für uns zu kurze Kat III.
Danach wie gestern: Quälende Landstraßenpassagen. Eric und ich haben im Hinterkopf immer die Deadline: Ben (dritter Fahrer, Gründungsmitglied) landen um 17:45. Alles machbar. Denken wir.
Wir kürzen über die AB ab und steigen zu dritt (mit drei Fahrtzeugen) in die letzte Option ein. Fahrerwechsel. Hier deutlich mehr Staub, es gibt wie in den Jahren zuvor nur zwei Fahrweisen: Nah, mit Sichtkontakt zum Vorfahrzeug, oder mit 10min Abstand. Wir wählen erstens, der X5 hinter uns auch. Die Einschläge werden härter, die Drifts auch. 1-2h harter Kampf, am Limit, wie gesagt: eigentlich alles wie gestern.
Wir treffen zwischenzeitlich auf konkurrenzfähige Fahrer. Ein roter Käfer lehrt uns mit 800kg und 150PS, das Gewicht durch wenig zu ersetzen ist. Wir haben Schwierigkeiten mit der roten Rennmaschine mitzuhalten. Hier nochmal Chapeau an der Fahrer.
Da wir nicht nur den kompletten Innenraum umrühren, sondern auch elementare Teile des Autos, merken wir an der veränderten Geräuschkulisse. Unser Ausruf hat sich teils verabschiedet. Kriegen WIR hin. Weißes Shirt, dreckiger Boden: Egal. Wir müssen ja Ben abholen, die Kat III ist noch lang. Erics plan: Koffer ausräumen, „Werkstattklamotten“ anziehen. Ich lasse den Mann aus Neuss machen und liege mit Dieter und Co unterm Auto. Der Auspuff ist wieder fest, aber zu weit „vorn“. Die super geniale Idee, das Teil mit einem Abschleppseil nach vorne zu kriegen, scheitert leider. Muss so mit Kabelbindern halten.
Eine Option wäre jetzt gewesen, gemach zu fahren. Wäre gewesen. Eine andere wäre gewesen, die Konstruktion unter möglichst realistischen Bedingungen zu testen. Wir entscheiden uns für letzteres und lassen es erneut fliegen. Bis auch Dieters Hyundai kurzfristig „sabotiert“ wird (Top Wortspiel, i know). Die Spannrolle des Riemens der Servo/Klima-Kombi hat sich aufgelöst (geschmolzen). Ohne Servo gehts also etwas „gemacher“ Richtung Flughafen.
Wir drehen beim Abschlussmeeting der MüBa einen schönen Kreisel, was Nina mit einem Stirnrunzeln kommentiert.
Am Ende steht „98 gestartet, 82 angekommen“ 17% Auslese.
Morgen beginnt das richtige Abenteuer. Marokko here we come
Rallye Tag 3 – Malag nach Chefcheau (Marokko) – Fahrzeit 10h inkl Fähre und Formalitäten
Der innere Wecker hämmert um 7 Uhr gegen den Schädel. Versackt in den Bässen Malaga. Fuck. 7 Uhr war auch Briefing. Betrunken-Team-Sabotage (nun zu Dritt, Ben an Board) hat das mit dem Wecker vergessen. Klamotten werden nur noch lose zusammengeworfen, man „stürmt“ eher aus dem Hotel, kurzes Abfuck-Koffer-Tetris, Vollgas. Fähren warten ja nicht so gerne auf Eizelpersonen. Team Dieter muss die Fähre nach Tanger nehmen, das Eizelteil war nicht zu besorgen. Doppel-Fuck. Man erhofft sich in der großen Hafenstadt mehr Glück. Wir kommen vollkommen verklatscht (kein Kaffee, kein Frühstück, kaum Wasser im Auto) bei Check in an (natürlich nicht ohne uns im Hafengebiet aufgrund Eric GRANDIOSER Navigationskunst) mehrfach zu verfahren und ebenfalls mehrfach polizeilich „aufzufallen“ und gehören zu den ersten. Wir verbringen die Wartezeit mit Rallye-Talk und anderen Teams, nach dem Boarding fallen die Augen nochmal zu. Beim Erwachen berühren wir bereits marokkanischen Boden. Let the adventure beginn. Damit meinen wir auch den Grenzübergang. Eric will unbedingt tanken und Einkaufen, wir wollen es einfach hinter uns kriegen. Kompromiss: wir tanken und fahren dann zur Grenze. Nachdem wir nochmal Kehrt machen müssen um uns einen „QR Code“ abzuholen, der uns vollkommen ohne jegliche Personalien oder KFZ_Kennzeichen ausgehändigt wird und den wir dann wieder einfach abgeben (HÄ?!!?) beginnt der Spaß. Dehydration und Schlafmangel treffen auf 32 Grad brutale Hitze. Der Planet brennt, wir stehen wie immer Schlange. Auch hier sind wir wohl irgendwie die Ersten (nochmal: HÄ?!) so dass wir natürlich erstmal erklären müssen was wir so überhaupt machen, dann muss Cornelius als „Gruppenleiter“ nochmal alles erklären und dann werden wir gefilzt. Und damit meinen wir nicht unser „2018-Pistola-Kopfferraum-Auf“ Manöver, sondern: Alles raus, mehrere Beamte, Drogensuchhund (der auf deutsche Kommandos hört). Den uns folgenden Teams geht es wie uns, wir werden nach etlichen Formalien durchgewunken. Formalien Teil 2: Handy-Sim-Karte finden. Eric bewacht das Auto (panische deutsche Kartoffel der Mann), Ben und Ich fragen uns durch. Es dauert, im gefühlt 10ten Laden wird uns geholfen. Jetzt noch ein bisschen „Hacking the Matrix“ Programmierung und Aufladen: All the Boys (und das iPad) are back online.
Plan wäre gewesen in die Piste einzusteigen. Wenn wir die mal gefunden hätten. Was wir gefunden haben ist eine schöne „neue“ Kat III-IV, aber wir merken, dass wir der Wegbeschreibung fernabsind. Da wir nicht verstehen WO GENAU der Fehler liegt (jeder wird im Team beschimpft, ne bisschen wie das Spiderman-Meme), fahren wir direkt zum letzten Abschnitt. 4h Kat III. Oder Iv wenn man das macht wie wir.
Ben fährt, es braucht keine 3 min zum Eingewöhnen. Trotz Rallye-Pause sitzen die Handgriffe noch wie zu Hochzeiten. Wir merken: Fahrerisch sind wir alle nah beieinander. Zügig bis sehr schnell, gnadenlos zum Eisenschwein. Der Mann am Steuer sagt eh immer „ich kann das einschätzen, alles gut“ gefolgt von einigen scharfen Bremsungen und Einschlägen und gelegentlichen „eieieiei – das war knapper als gedacht“, die beiden anderen schrieben Testamente oder reißen sich am Panikgriff fest. Es ist also für alle wie immer (seit eh und je) eine Mischung aus Angst und Freude. Der Untergrund ist hier willig, Ben zimmert einige feine Drifts hin, Eric kommentiert es aus dem Fond stoisch mit „wenn wir da abfliegen sind wir direkt tot“. Stimmung also auf dem Hochpunkt (nein wirklich, Hochpunkt. Sonne, Electromugge, Drifts, schnelle Kurven: Dafür sind wir ja hier),
Da das mit dem navigieren zwischenzeitlich echt gut klappt, werden wir direkt nachlässig und verfranzen uns. Wir sind alleine und finden uns auf einer echt groben Kat IV wieder, die so nicht vorgesehen oder eingezeichnet war. Also irgendwie umdrehen (einspurig mit Abgrund immer ein Abenteuer für sich) und neu sortieren. Wir finden den Fehler (wir schieben es auf Nina und Cornelius) und nun gehts den ganzen Berg wieder runter. Uns erwartet eine Mischung aus Sand, Asphalt und Schotter, die 2+Tonnen des Eisenschweins schieben uns brutal gen Schwerkraft. Das Fahrverhalten wird auch für einen geübten Fahrer teils unberechenbar, man WILL ABER AUCH NICHT LANGSAM fahren. Untergrund und Team beruhigen sich, wir schaffen es in einem Stück zur Landstraße. Das Eisenschwein macht neue Geräusche – und wir haben noch gut 10 Tage Materialschlacht vor uns.
Wir rollen aus nach Chefchaouen, wo wir mitten in der Medina nächtigen,. Inkl. Mount-Everest-Treppen-Steigen mit kompleten Equipment und Koffern. Wir sind (wer hätte es bei dem Fahr-Schlaf-Sonnen-Pensum erahnen können etwas geplättet)….Briefing morgen 7:30.
Rallye Tag 4 – Chefchaouen nach Ifrane – Fahrzeit schwer einzuschätzen, Ankunft im Dunkeln
Der Tag beginnt entspannt. Wir schlendern durch die blauen Gassen der Medina, das Briefing mit einem heißen Pfefferminz-Tee in der Hand. 7:30 ist zwar weiterhin nicht unsere Zeit, aber so gehts. Nach einem kleinen Frühstücksmarsch quer durch die ganze Altstadt beschießen wir Dieter und Uwe bei der Reparatur des Riemenspanners zu unterstützen. Uwe will zwar lieber alleine schrauben, wir wollen das aber lernen. Wir versprechen nicht zu nerven. Treffpunkt Tankstelle.
Es gestaltet sich doch schwerer als gedacht. Die Rolle ist so eingebaut, als hätten die Ingenieure von Hyundai nicht gewollt, das diese jemals gewechselt wird. Ich (Oliver) hätte schon 87398090 geflucht, Uwe bleibt sehr ruhig und schraubt mit öligen Händen vor sich hin. Entweder es ist das Alter oder die top Werkzeug-Ausstattung, aber jeder Handgriff sitzt, auch wenn man das Teil so von oben kaum reinbekommt. Wir können immerhin hier und da mal was halten und helfen. Als eine längere Schraube wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint und wir per Video-Film-Such-Trick danach gucken, entdecken wir einen unangenehm großen Riss am Krümmer. Man könnte sagen dieser hängt nur noch an einem schmalen Stück Blech. Zweite Baustelle.
Bevor wir uns dieser zuwenden sei ein kurzer Exkurs gestattet:
PDC. Park Distance Controle. Bereits im Jahr 1991 hatte Mercedes bei der S Klasse ausfahrbare Peilstäbe verbaut, die das Parken nach HINTEN erleichtern sollen. Im April 1992 hat BMW erstmal auch im damaligen 7er (Baureihe E32) zur Modellpflege ein ähnliches System mit Sensoren verbaut, dass das Rangieren nach hinten optisch und mit Tönen unterstützen soll. Warum genau Eric (ja unserer Eric) sich im 280PS-X5 unseres Partnerteams am Steuer befindet, weiß keiner so genau. Eric ist Baujahr 1990, er sollte also eigentlich mit PDC aufgewachsen sein, selbst wenn er auf dem Land früh am Steuer saß (vermute ich einfach mal so). Warum Eric dann aber mit lauten Wumms im BMW rückwärts in das Eisenschwein kracht, lässt sich nicht erklären. Das erschütternde Geräusch von berstendem Kunststoff lässt alle umdrehen. BMW in Ordnung (gut für Eric), Eisenschwein Hechleuchte hin (schlecht für Eric). Man sieht Eric die Scharm an, deswegen endet der Absatz hier 😉
Wo waren wir? Ahja. Uns unverständlich hat Uwe die Umlenk-Spann-Rolle quasi im Alleingang eingebaut, nun wollte die Jungs noch das Loch zu schweißen. Man hatte Angst, dass bei unser gemeinsamen Fahrweise der gesamte Apparat abreißen könnte. Im Fahrerfeld hatte zwar jemand ein Schweißgerät mit (war ja klar, warum erwähne ich das überhaupt), nur waren die 90-120min vor uns. Also haben wir einen freundlichen Tankstellenwart in unser Eisenschwein gesetzt, der hat uns zu einem Metallbetrieb gefahren (am Sonntag), dort haben wir einen freundlichen Mann mit Schweißgerät eingeladen und zum Hyundai gebracht. Uwe wollte es eigentlich selber machen und war sichtlich enttäuscht, aber nach 10min braten war alles dicht, ready to go. Schweiß-Typ inkl. Schweißgerät fix noch in die Werkstatt zurück, ab auf die Piste.
Auf der alten Rallye Mü-Ba (die wir ja nun schon lange nicht mehr gefahren sind) gab es immer einen Tag, der sich EWIGKEITEN durch die Landschaft der Provence zog. Heute war dieser Tag. Nur eben in Marokko. Wir durch die Schreiberei etwas abkürzen und haben so die erste Kat III schon mal weggelassen. Vor uns lagen also Stunden um Stunden Kat II in der glühenden Hitze Marokkos. 250km dauern hier gut 5h, die Straßenqualität lässt häufig nicht mal ein Überholen anderer Fahrzeuge zu. Die Temperatur kroch langsam von angenehmen 25 Grad auf sehr unangenehm 38 Grad Spitze. Ohne Klimaanlage, ohne Wolken, nur heiße Luft. Ich fahre den Teil, der linke Fahrerarm verschmilzt mit der Autoaußenhaut. Obwohl wir 8h geschlafen haben, rädert die Fahrt wie 3 Tage Festival. Das Team ist durch, wir vercremen gefühlt eine Tube Sonnencreme.
Wir stoppen in Fes um uns (Dank Dieter dem Reiseführer) die weltberühmten (nehmen wir zumindest an) Gerbereien anzuschauen. Beißender Gestank von Ammoniak und toten Tieren, Farben und giftigen Lösungsmitteln. Die Arbeiter stehen ungeschützt in den Steinbehältern und säubern das Leder mit den bloßen Händen. Uns wird abermals bewusst: wir haben in Deutschland einfach nichts zu meckern. Wir fahren noch fix zum nächste großen Supermarkt (Bier alle), dann beschließen wir zusammen (fairerweise wollte ich noch 3h Kat III ballern, geben mich aber demokratisch geschlagen), dass der Sonnenuntergang in einer Stunde das Vorhaben begräbt.
Wir rollen also nach Ifrane. In unserem Apartment spricht der Mann zur Übergabe weder französisch noch englisch, wir reißen den Duschkopf halb aus der Wand. Die Kräfte waren auch mal mehr und länger da.
Morgen 6:30 Briefing, 20 min Anreise. 5:30 Wecker. 2 Wochen Robinson-Club klingen plötzlich doch wieder SEHR interessant.
Rallye Tag 5 – Ifrane zur Casbar – Fahrzeit 12-14h
Eigentlich war der Working Title: 3 Jungs vs. das Eisenschwein, aber das Eisenschwein gewinnt immer. Daraus wurde: 3 Jungs vs. das Eisenschwein, How to destroy a W124 explain in easy steps. Alternativ: Die Senke der Vernichtung (Anlehnung an den Blog 2018). Oder Ben und mir ist es nicht gegönnt in einem Hotel mit Pool zu schlafen.
Der Wecker klingelt uns mit einer 5 davor aus dem Bett, es wir ein langer Tag. Aber heute heißt es zum aller ersten mal: richtig Wüste. Es gibts effektiv drei Pistenabschnitte, wir teilen uns auf: Eric Teil eins, dann 3h brutale Hitze und Landstraße alle mal ein wenig (am Ende doch nur Eric) und dann Oli/Ben als „Erfahrene“ Wüstenkombi (ein trauriger Lacher hier auf meiner Seite retrospektiv).
Eric gibt dem W124 wieder Spuren. Wir fahren inzwischen im Gespann mit den Peugeot, der hat aber trotz seinen fehlendes Gewichts keine Chance. Könnte auch daran liegen, das Eric alles mit knapp dreistelliger km/h Zahl fährt. Unserer Vorderreifen haben sich in binnen der letzten 5000km in Semislicks verwandelt, ein „präventives“ Tauschen halten wir für falsch. Eric fährt eine harte Stein-Wüsten-Piste, zwischenzeitlich eher eine Kat IV als eine Kat III. Die Einschläge unter dem Fahrzeug sind überall und vorallem im Fond zu spüren.
Nach einer kurzen Kaffee-Pause stoßen Axel und Susanne im Peugeot wieder zu uns, Axel ist Schrauber bei der BMW Klassik und hat eben kurz seinen Vergaser repariert (dafür haben Ben und ich im Reallife mal ne EWIGKEIT gebraucht). Jetzt kommt der zähe Teil, es sind 39 grad, es Isthmen ohne Klima so brutal wie man es sich vorstellt.
Einstieg richtige Wüste, ich (Oli) darf fahren, vor uns nur noch Albrecht und Rainer im BMW X5. Da Tempo ist hoch, aber wir haben rechts und links ewige Wüste. Gute Drifts und einige Einschläge vordern ihren ersten Tribut. Reifen hinten rechts. Gewechselt in 10min, weiter gehts. Es wird immer wüstiger, wir treffen echte Beduinen. Fahrerwechsel: Ben am Steuer. Auf den breiten Wüstenfeldern (wir schätzen mal 20km in alle Richtungen ist nur Sand) driftet es sich herrlich. Irgendwann im nirgendwo treffen wir auf Cornelius und fahren zu dritt. Es dauert ca. 20 Sekunden nach der Aussage „Sand können wir“ bis wir feststecken. Super. Anfänger. Wir werden zwei mal befreit, dann ist die Strategie „mit viel Geschwindigkeit geht’s schon“. Gehts auch, aber nicht überall. Wir schätzen eine Senke katastrophal falsch ein. Was wir als Sand interpretieren ist in Wirklichkeit Stein, wir schlagen hart auf. Hinter uns (sagt der X5) Funkenflug. Erstmal Stille im Auto, dann rollen wir weiter. nach 5 Min meldet sich unseren Olstandsanzeige, weitere 5 min später fällt der Druck. Wir wissen was das heißt. Ein Blick unters Auto bestätigt die einzig denkbare Diagnose: Wir verlieren im Strahl Öl.
Cornelius schleppt uns die letzten 10 Km durch die Wüste in das wunderschöne Hotel, von dem wir nichts mitbekommen werden. 10km Schweigen, Ben macht sich Vorwürfe. Ölwanncounter: Ben 2, Max 1, Oli 0, Eric 0, Fidi 0. Eric checkt ein und regelt die Formalitäten, Ben und ich fangen schon mal an:
Ölwanne raus. Das können wir doch. Der Typ in Marokko (siehe 2018) hat dafür 20min gebraucht, ich veranschlage 2h, Ben 3h. Es werden am ende 8h mit vereinten Kräften (RIESEN DANK an Uwe). Das Hauptproblem ist die Konstruktion der Ölwanne bzw. deren Einbauposition. Sie schlängelt sich um den Achsträger, man muss nach Handbuch den Motor mit einem Kran anheben. Hier: no Chance. Also erstmal Ölwannen-Panzerschutz raus. Daran scheitert es fast. Alle Halter verbogen, alle Schrauben fest. Mein Fluchen ist zurück, vielleicht fehlt nach einigen Bierchen hier und da und 14 Stunden 39 Grad auch einfach die Kraft. Nachdem der Schutz dann ab ist Inspektion des Schadens: Großer Riss, Knete bringt da nix. aber dafür haben wir ja eine weitere mit 😉
Eigentlich ist der Plan laut Anleitung: Alle Schrauben der Ölwanne lösen (fucking ca. 87340), dann Motorlager lösen, dann Motor mit Kran anheben. Wir fangen an, aber es will nicht wie wir wollen. Inzwischen hat sich eine Traube an Leuten gebildet, jeder weiß hier und da ein paar Tips, aber unter dem Auto liegend mit Öl bedeckt (betrifft uns alle drei wechselnd) verschwimmt alles. Es MUSS DOCH GEHEN!
Uwe nimmt unseren Satz „der Mann hat das in 20min gemacht“ als persönliche Herausforderung. Immer mehr Teile weichen dem Fahrzeug. Neben dem Stabbi inkl Halterung, den Reifen, extrem vielen Schrauben die ich nicht mal so richtig benennen kann fliegen auch die Motorlagerschrauben raus. Wir besorgen einen Gerüststange und versuchen den Motor mit Spanngurten anzuheben. Es reicht nicht. Es ist zum Verzweifeln, wir liegen hier alle zusammen (DANKE UWE) inzwischen seit 4h. Ben und ich erinnern uns an das Vorgehen aus 2018. Anheben am Getriebe, das müsste gehen. Natürlich muss vorher noch der Krümmer ab, alleine das kostet und in der Position locker 30 min. Eigentlich ist nun alles für den V8 Umbau vorbereitet, nur der V8 fehlt 😉
Mit vereinten Kräften gelingt es dann um 0:30 die ca. 1560gr schwere Ölwanne zu bergen. APGAR 0/0/0/0/0 (Google hilft). Aber sie ist raus. Nach 5+h Schweiß und arbeiten auf hartem Boden in Flutlicht ohne Essen mit wenig Bier: SIE IST RAUS. Einbau in umgekehrter Reihenfolge. Es ist keine Kraft mehr da. Wir machen alle Schrauben der Wanne fest, danach geben wir auf. 2Uhr, Ben und ich müssen locker 30min duschen um uns von der Mischung aus Öl und Schweiß zu befreien.
Rallye Tag 6 – Erfurt zum Rallyecamp – Fahrzeit ?!?!
Briefing ist 8 Uhr, wir haben uns mit Uwe (der uns immer noch hilft) um 7 Uhr verabredet. Die Hitze morgens macht das Schrauben nicht besser. Es geht wo es geht, einige Schrauben wollen aber nicht. Es wird bis 9 Uhr dauern (ich hatte 1h veranschlagt), der Ölwannschutz ist so ungünstig verbogen, dass wir echt hart kämpfen. Wir hätten es ohne die fast väterliche ruhige Hilfe von Uwe nicht geschafft, niemals um ehrlich zu sein. Mehrfach standen zumindest Ben und mir das „es geht einfach nicht“ ins Gesicht geschrieben.
Um 9: xx lief das Eisenschwein wieder. Jetzt dann eben Pool, Frühstück, dann wieder off the Beaten track…
Der Plan war:
Heut gehen wir es dann langsam an. Nina und Cornelius schicken uns in das 2019er Rallye-Camp, das ist perse nur per Wüstenpiste erreichbar. Nach kleinem Frühstück und PoolTime treffen wir Uwe, Dieter, Albrecht und Rainer in der nächsten Stadt bei Reifenhändler. Wir kaufen was es zu kaufen gibt (150€ erscheint uns hier sehr viel, aber wir brauchen den Reifen) und überspringen gemeinsam Etappe 1 komplett. Natürlich nicht ohne dass wir uns durch unsere Navigationskunst verfahren. Wir geben auf, wir können es einfach nicht. Ehrlich gesagt ist nicht viel mehr passiert an dem Tag. Es gab einen netten Tee hier und da, uns dreien (Eric, Ben und mir) stand die kurze 4h Nacht sichtlich ins Gesicht geschrieben. Auch wenn wir dem geschraubten „vertraut“ haben und das Eisenschwein keine Mucken macht, fährt zumindest heute wein wenig die Angst mit. Zudem kommen heute laut Tempersaturanzeige (die Albrecht im X5 bestätigt) 43 Grad dazu. Die Luft ist so brennend heiß, dass wir fast eingehen.
Wir fahren die Option 3 und hier ist navigieren wirklich nur noch nach grober Peilung möglich. Locker 2h einfach in eine Richtung, keine Spuren, keine Hinweise, keine Schilder.
So langsam kommt der Spirit wieder ins Team, wir lassen uns dann doch zu einigen schönen Sand-Drifts hinreißen. 17:45 schlagen wir dann im Camp auf. Pool-Time.
Die Nacht in den kleinen Zimmer bei 40+ Grad kann man sich vorstellen wie Schlafen in einer Sauna.
RallyeTag 7 Camp Basis nach Mhamid Fahrzeit 10h
Wir sind wieder da. Trotz verschwitzter Nacht ist der Spirit wieder im Team Und wir werden ihn brauchen. Heute NUR Wüste. Ausschließlich, nicht umfahrbar, keine Späße mehr. Wir brechen daher früh auf, auch wenns angeblich ein „kurzer Tag“ sein soll. Heute wird es noch deutlich härter werden als gestern. Marokkos Sonne ist wirklich unerbittlich. Wir knacken die 40 Grad wieder vor 12 Uhr. Wir kehren kurz noch in eine Kasbah ein (die wir als team Sabotage endlich mal gefunden haben, die Alt-Herren-Runde trinkt gerne Kaffee und Tee, dieses Mal sind wir quasi „Local guides“).
Eigentlich ist alles wie gestern, nur dass wir wieder deutlich schneller unterwegs sind. Wir driften hier und und da an anderes Teams vorbei und haben trotz der Hitze sichtlich Spaß. Wir passieren zwei Militärposten, Axel repariert seinen Auspuff mit einer Konservendose (Auch hier ziehen wir unseren Hut, der Mann scheint echt jedes Auto am Laufen zu halten). Der Spaß endet am Steinmassaker. Aus der Kat III wird irgendwann unverhofft (ok wir fahren Dieter hinterher und haben aufgegeben vorher die Routen anzugucken) eine Kat IV, wir büßen den ersten Reifen ein. One To Go. Wir haben noch einen unserer Reifen mit verstärkter Flanke, der hält aber genau 5 km. Ich versuche einen Stein auszuweichen, dabei schlitzt uns ein anderer den gesamten Reifen auf. Zum erstmal ein lauter Knall als Reifenplatzer (vorher haben wir die nie gemerkt, erst nach mehreren KM – Musik und Fahrtstil verhindern das). 0 to go. Dieter navigiert uns durch ein Minenfeld an Steinen, kein von uns hätte geklaubt, dass wir das schaffen. Doch wir schaffen es auf eine sagen wir mal „Teer-ähnliche“ „Straße“ und freuen uns, in 15km in einen Ort zu fahren, der a) eine Tankstelle hat (DRINGEND Notwendig) als auch hoffentlich einen Reifenhändler. Das das Geräusch des Grauens, wir kennen es bereits. Wir büßen einen weiteren Reifen ein, hinten links. Ratlose Gesichter im Team. Team Wadibeißer (also Dieter und Uwe) haben zufällig auch 5x112er Lochkreis, daher ziehen wir notgedrungen einen deutlich zu großen Offroadreifen auf. Es geht, da wir vorne durch unsere V8 Federn eh so hoch hängen wie es nur eben geht.
Noch nie waren wir so glücklich, eine Werkstatt zu finden. Hier steht nicht nur ein fast neues Untergestell eines 110er Defenders, sondern auch Justus. Bremsscheibe in 2 Teile gerissen, Dämpfer durch, Aufhängung Differential (ein gusseisernes Teil) an zwei Stellen abgerissen. Wir kennen die Teile auch alle nur vom Sehen nachdem Justus sie uns zeigt, aber „gut sieht anders aus“. Hier in Marokko sind die Mechaniker aber guter Dinge. Einem Audi hat es die Hinterachslager (oder sowas in der Art) zerissen, das sei „beaucoup de travail“ – aber machbar ist alles. Ben und ich fahren in einem alten Defender mit einem Marokkaner zum örtlichen Teilehändler (wobei „örtlich“ hier zu definieren ist; der gesamte Ort hat ca. 200 Einwohner und besteht aus einer langer Straße), der hat, warum auch immer, von jedem Reifen nur 3 da. Der Plan nun endlich auf Stollenreifen umzusteigen (wir haben auf des Fehlern gelernt, außerdem hat man uns versichert das man damit auch driften kann) scheiter, wir nehmen also unsere Standartdimensionen. Der Rallye-Chat verrät, dass wieder einige Teams heute defekt-bedingt ausscheiden werden.
Nachdem wir hier und da noch etwas beim Übersetzen helfen konnten, zieht es uns nun auch ins Hotel. Das sieht zwar in keinster Weise aus wie bei Booking.com, aber es hat einen Pool, eine Klimaanlage und erstaunlich gutes Essen.
Ehrlich gesagt: Die Rallye hinterlässt aktuell mehr Spuren am Menschen als am Auto. Wir sind alle nur noch eine Mischung aus Öl, Sonnencreme und Schweiß, auch wenn endloses Driften viel Spaß macht (und man kann hier quasi egal wann zu jedem Zeitpunkt einen guten Drift einleiten, vollkommen ohne Hindernisse), so steckt uns vielleicht doch noch die Reparatur in den Knochen. Und die 40+ Grad jeden Tag. Und eh unser Alter…..
Kleiner Nachtrag: In unserer Browser-Suchliste sind dank langen Gesprächen mit Uwe nur auch Einträge wie „Off-Raodreifen W124“, „Trockensumpfschmierung W124“ und „Proxon Knarrenkasten“ zu finden…..;)
RallyeTag 8 Mhamid nach WüstenCamp Fahrzeit 3h
„In der Schweiz haben die Menschen Uhren, aber keine Zeit – hier in Afrika haben wir keine Uhren, dafür aber Zeit“ -> Weise Worte unserer Werkstatt-Chefs (Spoileralert: Wir haben sehr viel Zeit in der Werkstatt verbracht).
Der Reihe nach. Morning Briefing mit den üblichen Ausfällen. Justus Karre wurde Quasi komplett neu aufgebaut. Arbeit bis 4 Uhr nachts, er sieht aber wie immer gut gelaunt aus. Der Buckel-Volvo der Schweizer (siehe Zitat oben) Martin und Sonja hat eine defekte Lichtmaschine, da diese mit äää Gleichstrom (oder der anderen Stromart, also nicht der normalen) läuft, gestaltet sich die Reparatur erschwert. Falls sich der geneigte Leser immer schon gefragt hat, wie lange man in einem Oldtimer ohne Elektrik so fahren kann auf einer Batterie: 100km. Wir bieten an die beiden zu der Werkstatt von gestern zu bringen. Vorher kaufen wir noch von Brahim zwei Tuareg Schals für jeweils 3€. Brauchen Ben und ich diese Schals? Nein. Haben wir die ausschließlich gekauft, da Eric sich am Tag zuvor einen fast identischen für 40€ gekauft hat? Ja.
Der Volvo ist „abgegeben“, wir starten in gröberem Fahrerfeld in die erste Piste. Bereits nach 30min erklingt ein ziemlich infernales Geräusch von der Hinterachse, mehr als wir Geräusche sonst gewohnt sind. Ein kurzer Check bei fahren: Unser Beifahrer-Hinterrad nimmt den Begriff Raumlenker-Achse sehr wörtlich und bewegt sich frei im Raum. Schadensbild: Stützstrebe ist vom Achsträger abgerissen. Also die gesamte Halterung. Jedes vorbeifahrende Team kommentiert das Schadensbild mit einem „ohh fuck“.
Wir beschließen die Kat III zurück zu fahren, auf eigener Achse, Tempo 5km/h. Auch mal ne nette Erfahrung. Uwe und Dieter laden Eric quer auf die Ladefläche, die Koffer kriegt man auch noch unter. Bei dem Tempo und dem Schadensbild kann man sich auch morgens schon ne Gerstensaft gönnen.
An der Werkstatt angekommen (ca. 1h Fahrt bei dem Tempo), treffen wir auf Martin und Sonja, obwohl heute Nationalfeiertag ist (sowas wie Weihnachten in Deutschland) wir fleißig geschraubt.
Unser Schaden wir inspiziert, machbar, man fängt an. Es gibt hier auch wieder (siehe Werkstattbesuche 2018 und 2019) eine ziemlich klare Hackordnung:
Der Chefmechaniker schraubt parallel an beiden Fahrzeugen, die Handlanger werden nur für spezielle Dienste eingesetzt. Einer muss Teile holen, einer wird immer angeschrien, es gibt einen „Boss“ und ca. 28 Leute stehen einfach nur rum. Eric redet mit dem vermeintlichen Boss (es stellt sich später heraus dass der „Handlanger 1. Grades doch eher der „Megaboss“ ist) und versucht ihm Deutsch bei zu bringen, Ben und ich versuchen mit Uwe sowas wie einen Plan zu erarbeiten. Woher auch immer präsentiert man uns eine komplette Achse, die auf den ersten Blick zu passen scheint. Der eigentliche Plan, diese so zu. Verbauen wir verworfen, ohne das wir verstehen warum,. Man will nun den Halter abflexen und bei uns anschweißen. Wir ziehen in das Café gegenüber und lassen die Jungs arbeiten. Buckel-Volco-Martin hingegen ist die Ruhe selber. Lichtmaschine um Lichtmaschine bauen die marokkanischen Jungs ein, keine geht. Er weiß es selber wahrscheinlich besser, lässt sich aber nicht anmerken.
Mit uns zweien (also zwei Teams) warten noch andere Teams aus Solidarität. Dabei auch zwei russische Jungs, die offensichtlich selber gut schrauben können. Sie kommentieren für uns den Umbauprozess mit den Worten „ich hab schon einiges gesehen, aber das ist echt krank“ (in starkem russisch-österreichischem Akzent).
Generell arbeiten hier alle ohne Handschuhe und in Adiletten. Geschweißt wird ohne Schutz, nur weil ich filme zieht der „Megaboss“ dann am Ende einen Helm auf. Geflext und Geschweißt wird am Tank ohne jeglichen Schutz, beim Schweißen brennt es mehrfach. Scheint doch alles kein Problem zu sein, dieses „Feuer und Benzin“. Beim Um/Ausbau stellt man fest, dass auch unsere Koppelstangenhalterung gerissen ist, wo auch immer her besorgt die Garage dann am „Marokkanischen Weihnachten“ ein noch verschweißtes Ersatzteil. Jeder hat hier seinen Aufgabe.
Auf die Frage, was wir noch vor haben an Streckenprofil und meine ehrliche Antwort wird noch einmal „nachgeschweißt“. Trotz 40 Grad kommt um 16 Uhr Euphorie im Team Sabotage auf.
Hier noch ein wenig Goldlack, Zack fertig, wir rollen wieder. 180€ später…..
Wir können zwar keine Piste mehr fahren, aber wir schaffen es noch zum Camp auf direktem Weg.
Wie aus dem Nichts läuft nun auch der Buckel-Volvo wieder, die verbleibenden Teams entscheiden sich fürs Hotel (retrospektiv die bessere Wahl). Wir pesen über die Landstraße und treffen uns zusammen mit anderen Team an einem Treffpunkt, an dem Cornelius uns abholt. Nachts im Flutscheinwerferlicht unserer „Collapisng Sun“ gehts Richtung Rallye-Camp. Da es einem Team den Dämpfer hinten durchs Domlager geschlagen hat, wird hier bei unserer Ankunft noch mit einem Dieselgenerator geschweißt. Ganz Normaler Wahnsinn. Jetzt Zelt-Abfuck. Rallye ist kein Urlaub.
RallyeTag 9 WüstenCamp nach Tafraout Fahrzeit 12h
Camping. Warum genau gibt es das nochmal? Fürher haben die Menschen Räder aus Stein gebaut. Fährt ein aktueller M3 Touring mit Rädern aus Stein? NEIN. Weil die Menschheit sich weiter entwickelt hat. Leben wir im realen Leben (also quasi „Anti-Rallye“) in Häusern ohne Wände? NEIN, WEIL DIE MENSCHHEIT SICH WEITERENTWICKELT HAT. Da Hotel ist die natürliche Evolution des Zeltes. In der Nacht ist das Zelt bei Windstärke 6789 fast weggeflogen, was n nicht sonderlich gestört hat, ich war eh wach. Der Mond hatte ca. 67890790 Lumen und es waren 682934 Grad. Besonders angenehm war die dünne Luftmatratze, wollte eh immer mal auf dem Boden schlafen. Zum Glück Meeting um 7:30, je weniger Zeit im Zelt desto besser.
Ben teilt meinen Hass fürs Camping, wir verschenken direkt unser gesamtes Equipment inkl. Zelte an Brahim.
Die heutige Strecke führt 80km über die alte originale Paris-Dakar-Strecke. Man hätte jetzt sagen können „lass mal piano fahren, gestern ist noch unsere Hinterachse gebrochen“. Hätte man. Hat Ben aber nicht. 10min in die weiten Sandfelder wird wieder gedriftet, es ist einfach zu einladend. Ehrlich gesagt wissen wir nicht, wie man diese Strecke auf der echten Rallye Dakar mit 160-200km/h fahren kann. Der Untergrund wechselt permanent von Sand (Driften) zu hartem Fels-Granit-Stein-Mix (alle Schrauben werden nochmal im Fahrzeug gelöst), fahrerisch extrem anspruchsvoll. Vielleicht fahren „echte Teams“ das aber auch nicht in einem 89iger W124 mit. V8 Federn, sondern in einem Gitterrohrrahmen-Buggy. Das könnte nach längerem Überlegen ein gravierender Unterschied sein. FUn Fact: Die Garage die uns gestern zusammengeschweißt hat, bereut echte Rallye-Teams und wir dann immer mit in die Wüste genommen. SOOOOOO schlecht kann die Schweißnaht also nicht sein.
Nach mehreren Grenzkontrollen (einige Teilnehmer machen Fotos, super kluge Idee an einer militärischen Grenze zum verfeindeten Algerien) und wieder kochenden 40+ Grad, endlosen Kilometern (gut nicht endlos, 80) auf Wüste, Sand und Stein biegen wir gegen 12 auf Asphalt ab. Ein kleiner RoadStop muss sein, nicht ohne das Eric dank seinem Turban (too funny) für den „Chef“ der Fahrzeuge gehalten wird und der Polizei Rede und Antwort stehen muss.
Der Tag hat mehr als nur 80km Dakar-Strecke in petto. Eric darf sich in einem langen Stück Schotter Kat III austoben. Und er nimmt das Angebot dankend an. Ich würde sagen die Gänge werden in die Schaltkulisse geknallt, aber wir fahren ja Renter-Automatik, daher steigt einfach der Tacho wieder ins drei-stellige. Sicherlich hier Richtgeschwindigkeit. Ben hält sich im Fond inzwischen an beiden Angstgriffen fest, ich gebe einfach auf und schließe mit meinem Schicksal ab. „Zum Glück“ treffen wir auf einen Gruppe fremder SUVs die langsame 50ig fahren, Eric bekommt zwar einen kollerischen Anfall (auf Kamera aufgenommen) und sieht seinen Vorsprung dahinschmelzen. Its a Rallye not a race – kennt er nicht. Nach einer entspannten Runde Golfbälle-ins-Nichts-Schalgen gibts dann noch eine zügige Asphaltrunde von mir, bevor wir durch eine PalmenAllee (extra Empfehlung von Nina) nach Tafraout ausrollen. Time for a sundowner. Axel hat wieder die geilsten Storys aus der BMW Classic Welt zu berichten. Guter Tag.
RallyeTag 10 Tafraout nach Essauira Fahrzeit 9h
Letzter Tag. 7:00 Uhr. Klar. Der Satz der Sätze fällt schneller als gedacht „Heute ist der letzte Tag, am letzten Tag scheitert sonst immer ein Team, also geht es langsam an“ – > Cornelius guckt mich lange an. Hä? Wir sind noch nie am letzten Tag gescheitert. Unverschämt.
„Heute ist die Gesamtstrecke 9h und alles ist machbar und drin“ -> also Scheitern ist drin 😉 Das übliche Gespann aus Wadi-Beißer-SUVs und dem Eisenschwein quält sich erst wieder durch die marrokanische Hitze, dann erlaubt man uns 1h Spaß an der sandigen Küste. Wir sehen Meer, wir dürften driften, es ist alles so wie es sein muss am letzten Tag der Rallye. Justus (fährt alleine, Team Mogquai) hat nachdem er mehrfach St0ßdämpfer gewechselt hat und man in Marokko nun schon sein ganzes Auto umgeschweißt hat (was er sonst selber macht) beschlossen, bei 38 Grad nochmal kurz die Kardanwelle an seinem Allrad-Octavia auszubauen. Es sieht nach scheitern aus, aber auch er wird um 19 Uhr auf der Dachterasse eines Riads in der Medina stehen und anstoßen. Mit dem immer gleichen Lächeln, nie schlecht gelaunt. Wie Justus das durchhält, alleine, jeden Tag schrauben (und er macht das Hobbymäßig, nicht beruflich) – vollkommen verrückt.
Nach dem Spaß kommt wie immer auf der Rallye: Überbrückungsabschnitt. Wir quälen uns (andere würden sagen: Wir heitzen) die Küste entlang, das Meer ist blau, die Sonne strahlt, die reifen quitschen. Nochmal 1-2h Kat II, jede Kurve wird eng geschnitten (wenn denn dann frei), der Motor an seiner Belastungsgrenze. Wir rollen ins Ziel, die Medina liegt vor uns.
Mensch und Maschine am Limit. Ehrlich gesagt rappelt alles am Auto, alles quietscht, aber das Eisenschwein fährt und fährt und fährt. Die drei anwesenden Menschen im Team sind mehr als kaputt, eigentlich nur noch eine Mischung aus Schweiß, Sand und Sonnencreme.
Cornelius und Nina haben abends auf eine Rooftopbar (scheint nun so ein Ding zu sein) geladen, wir feiern zusammen. 45 Teams sind in Marokko angetreten, 38 haben es bis hier hin geschafft (auch Justus, immer noch grinsend). Ein Team hat dank verstellter Spur 7 Reifen geopfert, mehrere Ölwannen, viele Autos wurden geschweißt. Wir fragen uns, ob es die letzten Jahre auch so hart war und begraben den Gedanken mit mehreren Bieren.
Die Nacht treibt uns in den einzigen Club der Stadt, der ist erfreulich sehr elektronisch-lastig, so etwas wie „Boiler Room“ nur unter freiem Himmel. Um 2 Uhr wird hier die Musik ausgemacht, etwas was die Bier-Schnaps-Laune im Team nicht versteht, aber den maximalen Kater am morgen verhindern wird.
Danke an Nina und Cornelius, danke an die Wadi-Beißer, danke an Uwe im speziellen, danke an das Eisenschwein (Hagen, wir haben Arbeit für dich), danke an die beiden anderen Fahrer aus dem Team Sabotage. Wie jedes Jahr: Es war mehr Abendteuer als geplant, es hätte nicht besser sein können.
Rückfahrt:
Fuck off. 10 Uhr morgens bis 3 Uhr nachts. Eric der Glückliche fliegt, wobei das auch nur heißt: einen Tag eher arbeiten.
Von der Fahrtstrecke haben wir 2h auf die Fähre gewartet und uns dann bis 3 Uhr nach Granada geschleppt. Fun facts: Wir wurden zwei mal von Zollbeamten auf marrokanischer Seite gefragt „Gazola? Benzin?“ und als wir gesagt haben Benzin musste man mehrfach nochmal nachgucken. Und unser Auto wurde von einem mobilen RIESIGEN Röntgengerät gescannt, worauf man dann einen Haufen Blech sieht (wir haben lange überlegt, aber Metall schirmt doch ab????) und in unserem Verständnis sind wir nun zumindest „Teil-Bestrahlt“ -> wir standen 3m daneben.
Tag 2 – > 9 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts. Quer durch Spanien und bis nach Paris. Ein Reifen vorne rechts war so abgefahren, das er ne SemiSlick hätte sein können. Ein letztes Mal 2023 Reifen-Wechseln am Rallye-Benz.
Tag 3 – > Paris to D-Town.
Kurzer Abschlusssatz vor der Reparatur und allen Fotos:
Dieses Jahr waren einige zum ersten Mal dabei und einige in den offensichtlich falschen Fahrzeugen. Es gab hier und da immer wieder Kritik (das ist ja durchaus individuell, wir schrieben mal unsere Sicht). Falls das hier jemand liest, der Bock auf sowas hat:
Offthebeatentrack ist nicht SAC. Es ist keine „gepuderte Reise“, es gibt kein Werkstattteam, man ist durchaus auf sich gestellt. Das macht unserer Meinung nach den Reiz aus. Wenn ich Komfort will, dann fahre ich in den Schwarzwald und rufe den ADAC. Die Rallye hier ist hart, teils unmenschlich hart. Ja aus einer Kat III wird manchmal eine Kat IV, manchmal sehen die Strecken anders aus als auf den Bildern. Wissen Nina und Cornelius in jeder Stadt eine Werkstatt? Nein, und das ist auch gut so. Abendteuer heißt auch immer: Kreativ sein und sich durchfragen. Mit Händen und Füßen kommunizieren, in Marokko sind uns alle so freundlich begegnet, dass hier eigentlich kein Auto scheitern muss. Man muss es aber auch wollen. Wir sehen uns 2024.
Reprise:
9001km. Davon kann man ca. 6000km hin und Rückreise abziehen.Von den verbleibenden KM waren fast 1000km in Marokko echt off road. Im 8ten Jahr „offthebeatentrack vs. TeamSabotage“ haben wir nicht nur Rallye-Freunde gefunden und neugefunden, sondern auch wieder einiges über uns und den W124 gelernt. Wo sind unserer persönlichen Grenzen, was können wir und was noch nicht, wo sitzt welche Schraube, was ist eine Koppelstange und was geht auch um 2 Uhr Nachts noch. 9001km, 5 Reifen (oder 4 oder 6, wir haben den Überblick verloren), eine Ölwanne, viel Schweiß, viel Bier, viel Lachen, tolle Menschen und ein tolles Land, kein Sonnenbrand. Wir könnten nicht zufriedener sein.