„Es ist 6:00 morgens am zweiten Februar als Phil Connors in Punxsutawney aufwacht. Was er heute tun wird, hat er gestern schon getan.“
Der geneigte Leser fragt sich wahrscheinlich gerade, ob hier im Blog eine Groundhog Day-Schleife läuft. Doch wir sehen uns nicht wie Bill Murray (zugegeben, wir wären gerne so cool). Denn wir brauchten nicht Tage um Tage, um uns in diese Rallye zu verlieben, wir brauchten eigentlich nur den 19.07.2014 und waren schon hin und weg (Hier nochmal nachzulesen).
Aber, und da sind wir ein wenig wie Herr Murray (oder vielmehr Herr Connors), versuchen auch wir aus dem Gestern zu Lernen und jedes Jahr etwas neu zu machen:
2014: Debut
2015: erstes Scheitern (eine zugegeben schmerzliche wie notwendige Erfahrung)
2016: bisher intensivste Vorbereitung, viel gelernt am und ums Auto, kurz vorm Ziel fast gescheitert
2017: ….
2017 beginnt eigentlich schon 2016. Ziel war es, drei mal in Barcelona anzukommen. Aller guten Dinge und so. Klar haben wir uns auch nach anderen Rallyes umgeschaut, aber wir haben Thomas und Cornelius einfach lieb gewonnen.
Am besten fangen wir im November 2016 an, so eine Rallye plant sich bei all dem Veteranentum nämlich nicht bei 2 Bier und an einem Abend. Wer sind überhaupt „Wir“, wer ist das „Team Sabotage“?
Wir sind Ben und Oli. Wer uns kennt, weiß, dass wir schon durch so manchen Graben gesprungen sind, und damit meine ich (glücklichweise) nicht die Rallye. 6 Jahre Studium und 11 Jahre Freundschaft schweißen einen halt zusammen. Deswegen kann ich (Oli) auch vollkommen ohne Gräuel und Unmut sagen, dass Ben sich zumindest dieses Jahr gegen die Rallye entschieden hat. Dafür gibt es viele Gründe, aber vorneweg steht wohl mein Patenkind (respektive sein echtes Kind 😉 ). Es gibt gute Gründe. Das ist auf jeden Fall einer…
Wer hier schonmal gelesen hat, weiß aber auch: Alleine kann man bei unserer Herangehensweise die Rallye nicht überleben. Täglich 12 Stunden Vollgas, häufig am Limit, Abends geselliges Beisammensein. Alleine über sieben Tage nicht machbar. Wenn wir ehrlich sind: Alleine ist nicht mal einen Tag machbar.
Also haben wir unser Team erweitert. Wer jetzt denkt: Klar, hat doch jeder Bock drauf, fragte hast egal wen: Weit gefehlt.
Wir hatten in der Tat einen stetigen Mitleser und Freund, der irgendwie auch immer mal mitfahren wollte: Max Budde (macht was mit Business und VWL und Unternehmensberatung, so ganz genau haben wir das auch nach 10000 mal nachfragen nicht genau verstanden). Gebucht. Soweit so gut, jetzt dreht dich das Personalkabinett schneller als nach jeder Bundestagswahl:
Eigentlich wollte Steffen Kern vom Team Kanonenfutter (bitte hier nochmal den Text von 2014 lesen), und eigentlich wollten wir mit zwei Teams antreten. Vier Fahrer (Max B. Steffen K. Michael K. und Oli K.), zwei Autos, doppelt soviel Spaß. Anfang des Jahres wurde dann aber absehbar, das Michael Köhler (macht irgendwas mit Medien und Fernsehen, hier haben wir wirklich nicht verstanden was das eigentlich für ein Beruf ist) aufgrund des noch nicht finalen Sendeplans nicht fest mitmachen kann. Bevor also zwei Karren mühsam aufgebaut werden: Zu Dritt in einem Auto?
Einige WhatsApp Nachrichten hin und her und es stand die Entscheidung: Zu Dritt in einem Auto!
Hier sei ein kleiner Zeitsprung (Tarantinoesque, um bei den Filmanalogien zu bleiben) erlaubt: Im Mai zeigte sich die harte Seite der Privatwirtschaft (auch Steffen macht irgendwie sowas mit Wirtschaft – versteht keiner. Kann man nicht einfach Arzt oder Anwalt oder Bäcker sein? Da kann man sich wenigstens was drunter vorstellen….): Steffens Urlaub wurde aufgrund von Schwangerschaften (Plural?) und sonstigen äää Planungshindernissen firmenintern gestrichen. Schockstarre beim noch so jungen „neuen“ Team Sabotage 2017. Wir hatten bis kurz vor Start darauf gesetzt, dass uns das Glück hold ist und Michael doch noch an den Start geht (hatten wir 2016 einiges, hier nachzulesen 😉 ). Irgendwie. Aber wie bei Steffen gilt: Die Privatwirtschaft (oder das Fernsehen oder was auch immer genau Michaels Job ist) ist gnadenlos. Wir wollen da hier nicht werten, Michael hat wirklich alles versucht und manchmal muss ein Chef im Betrieb auch einfach wirtschaftlich denken. Nicht alles ist eben Friede-Freude-Eierkuchen. Trotzdem bleibt ein bitterer Beigeschmack.
Das stehen wir also, Monate vor der Rallye. Ein Auto, 7 Tage, 7 Länder, 3700km und nur zwei von dreien von der Tankstellen.
Kommen wir nun endlich mal zum Auto:
Unser geliebter Benz. W124. Ein Haufen Blech. 6 Monate lang stand er in Osnabrück, abgestellt in der Garage unter einer Plane (auch hier haben wir aus 2014 gelernt, nachzulesen in 2015). Nach 6 Monaten erstmaliger Start: Alles läuft keine Mucken. Einfach nicht kleinzukriegen der Sternenkreuzer aus Stuttgart. Es stand aber auch einiges auf der To Do Liste:
Fangen wir mal an: Erstmal war trotz aller Vorsichtsmaßnahmen etwas Schimmel hier und da. Also Auto penibel saubersaugen.
Check!
Da wir alle drei fest im Berufsleben stehen, haben wir Punkt zwei auf unserer Liste kurzerhand ausgelagert.
Schon 2016 hatten wir einen guten Fachbetrieb in Osnabrück an der Hand. Leider (oder für uns zum Glück) hat der Besitzer den Laden kurzerhand zugemacht. Aber in Osnabrück ist man nett und so verweist man uns an einen alten Mitarbeiter. Was zuerst wie ein Rückschlag aussah, entpuppte sich als voller Gewinn (Wer da Interesse hat : Autoservice Götze in Belm bei Osnabrück). Wenn man so auf dem Hof begrüßt wird, weiß man, dass man richtig ist 😉
Man (n) kennt sich also mit Rallye (Cross) aus, ein kurzes Gespräch was gemacht werden muss und wir sind schon wieder vom Hof. Ein Woche später der Anruf: Wagen fertig, TÜV geklappt, alles kein Problem. Wir wären aber nicht wir, hätten wir nicht noch ein paar Extras ausgemacht: Nach ein wenig Tüftelei geht nun auch unsere Außentemperaturanzeige wieder. Vielleicht Viel wichtiger : Unsere Ölwanne ist nun geschützt. Was 1989 eigentlich nur für die W201 der Polizeiflotte vorgesehen war (offensichtlich harte Zeiten wenn man sich das Teil so anguckt), schützt nun auch unsere Benz. Ab jetzt fahren wir also wieder nach dem Motto „How hard can it be“…
Entertainment: Jetzt wo unsere Außentemperaturanzeige wieder läuft, wollten wir auch Abschied von unserem „Entertainment“Center nehmen. Kurzerhand die „Verkabelung“ „entfernt“ und ab in den Müll. Bleibt das Problem, wie man von A nach B kommt, wenn Teile der Strecke auf gängigen Karten nicht verzeichnet sind. Andere Teams haben es 2016 vorgemacht, wir haben nachgezogen:
Verfahren sollten wir uns dann nicht mehr, zumindest fehlt uns ab jetzt eine gute Ausrede…
Ein wenig Innenraumkosmetik und ein Audioupgrade später wären wir eigentlich Startklar gewesen.
Wären…..
Mercedes. Eigentlich schon immer Inbegriff von Mittelstandsluxus. So wundert es keinen, dass 1989 schon ein elektrisches Schiebedach mit dabei war. Und auch wenn vieles wackelt und rappelt an unserem W201 – der Motor vom Schiebedach säuselt leise und verrichtet seinen Dienst wie am ersten Tag. Schade nur, dass wir das nicht nutzen, denn oben liegt der Ersatzreifen auf (ja, der hätte auch Platz im Kofferraum, aber die Optik gehört zur Rallye und macht 5Ps mehr Leistung.).
Ben und Ich wollten das immer angehen, Max und Ich sind es dann angegangen. Was mal als „komm mal kurz rüber, das dauert nur 30 min“ Aufbau geplant war, war dann nach einem 120min Opus auch fast vollbracht. Zwei Spanngurte haben wir (ich) vor Wut zerschnitten, zwischendurch mussten wir noch einen anderen Bohrer besorgen, da sich der neue Dachkorb vehement gegen die „nötige“ Rallyebeleuchtung gewehrt hat. Egal, das gehört zur Rallye München-Barcelona genau so dazu wie das tägliche Morning-Briefing.
Jetzt wo das Dach schon gescheit aussieht, mussten natürlich auch auch Benzinkanister und Ersatzrad wieder drauf. Das Auge fährt mit. Wir geben hier mal ehrlich zu: Wir haben erst jetzt verstanden wie ein Spanngurt funktioniert. Die Bilanz an zerschnittenen Gurten zeigt das relativ eindrucksvoll. Der Benzinkanister haben wir so sicher an die Karre gedübelt, dass wir direkt 3 mal am gleichen Tag im Obi waren. Verwunderte Blicke der Belegschaft inklusive.
Drei Tage vor Start sind uns dann (wie immer, hust hust) noch ein paar Sachen eingefallen: Es fehlen noch Golfbälle (wichtig), Ladekabel (auch irgendwie wichtig), KFZ Ladegeräte (Ziggi zu USB), Spannungsanzeiger (wichtig??)….Amazon Prime sei dank alles noch gerade so angekommen.
Es kann also losgehen…Zu zweit, mit zwei Kollegen (Ben und Michael) die jeden Schritt am Handy verfolgen (und geheime Live-Updates bekommen)…..
Tag 0 #TageszielMünchen
Einsteigen, Schlüssel umdrehen, ankommen. So Einfach ist das mit dem W124. 9 Stunden sinnloses Stau-gekurke (wir verstehen es nicht. Stand, 3 min 180km/h, Stand – das macht keine Sinn) später stehen wir wieder im Englischen Garten. Alte Gesichter, bekannte Umarmungen. Morgen geht es um 6:30 los. Na Toll.
Tag 1 #Tageszielaurona, Fahrzeit 13 Stunden
Ertser Tag. Wir kennen das. Ein Tag um all die „Neulinge“ einzugewöhnen. Schön Kat. I Pässe in den Alpen. Jeden Jahr machen wir den gleichen Fehler. Jedes Jahr fahren wir „doch den schweren Pass“ und kommen viel zu spät im Tagesziel an. Dieses Jahr nach glorreichen 13 Stunden. Nach dem Briefing ging es von München Richtung Österreich. Erstes Etappenziel: Frühstück. Mit Altbekannten und neuen Weggefährten kein Problem. Am Timmelsjoch trennten sich dann die Wege. Cornelius hatte es uns freigestellt den Schlenker über die Schweiz und den Umbrailpass zu nehmen. Nur so bekommt man die 7 Länder voll. Die Rallye hat ja nicht den Untertitel „Soviele Länder wie jeder Lust hat, am Ende Treffen in Barcelona“ – also sind wir den sinnlosen 40€-Vignettenumweg gefahren. Zeit, in der man das Eisenschwein (neu) kennenlernt. Bremspunkt, Bremsfading, „Beschleunigungsverhalten“ – für den einen neu, für den anderen wiedergefunden. Obwohl das OrgaTeam es erwähnt hatte fiel uns erst viel zu spät auf, dass es nach Mittelitalien noch drei Stunden sind. Ein Autobahnsprint später war es dann 21:20. Im 15.000 Seelendorf wollten wir dann noch italienisch essen und ein italienisches Eis genießen, bevor wir das Video- und Drohenmaterial zusammen durchgehen wollten. Essen und Eis haben auch geklappt, nur lief dann da komischerweise Electro. Und Simone Cattaneo (https://soundcloud.com/simonecattaneoofficial ) hat keine Gefangenen gemacht. Ohne Alkohol und Euphorie vielleicht eines der besten Livesets des bisherigen Jahres. Aus „Eisessen“ wurde also „Gintrinken“. Daraus wurde „Gleich gehen wir“ und daraus wurde dann „Super, dass wir um 6 aufstehen müssen“…..
Tag 2 #TageszielNizza, Fahrzeit 13 Stunden
Super ausgeschlafen nach fast keinen Schlaf. Juhu.
Tag 3 #TageszielCamargue, Fahrzeit 11 Stunden
Die ersten von vielen Materialschlachten haben wir also hinter uns. Genauso wie Team FCKW- Go For ALS gehts heute bei uns „entspannter“ voran. Sofern man das bei dieser Rallye sagen kann. Erfreulicherweise kennen wir aber einige Streckenabschnitte. Auch unser absoluter Lieblingsteil ist dabei. Von Nizza in Landesinnere, über die kurvenreiche D23, den George de Verdon zum Lac-De-Serre-Ponçon. Wie schon letzten Jahr verfolgt uns ein BMW mit sechs in Reihe gegliederten Zylindern (wenn auch dieses Jahr kein E36 sondern ein E39, folgerichtig auch ein M51 Aggregat mit der falschen Kraftstoffart). Quietschende Reifen von beiden Teams inklusive gönnen wir uns eine kleine Auszeit am See, bevor wir in die Camargue aufbrechen. Natürlich nicht ohne Hindernisse: Große Waldbrände (es ist 37 Grad warm) schneiden uns den Weg ab und kosten uns Zeit. Da wir aber nicht in einem Zelt schlafen können (das geht physisch als Düsseldorfer glaube ich nicht), haben wir uns das RallyeCamp am Strand gespart, und lieber in unserem vergessenen Sommerhäuschen eingecheckt. Könnte schlechter laufen.
Tag 4 #TageszielAndorra, Fahrzeit 11 Stunden
Au revoir la France – wir Verlassen heute das Land von guter Laune, Wein und Käse und Schrauben uns hoch in die Pyrenäen. Nicht ohne einen Schlenker durch Europas schönste Weinregion.
Tag 5 #TageszielPamplona, Fahrzeit 16 Stunden
Tag 6 #TageszielTeruel, Fahrzeit 11 Stunden
Tag 7 #TageszielBarcelona, Fahrzeit 10 Stunden