Nach dem Rückschlag 2015 sind wir wieder zurück. Unvernünftiger denn je. Es wird angegriffen. Der Strand von Barcelona als Ziel immer vor Augen…..
01.02.2016 Aufwärmphase….
2015 hat Spuren hinterlassen. Wir waren mit viel Elan nach München aufgebrochen. Und sind in Ljubljana zerbrochen. Doch 2016 wird alles anders. Aller guten Dinge sind drei. Auch wenn 2016 das Leben für unsere Teammitglieder einiges in Petto hält, einmal wollen wir noch. Einmal noch 7 Tage 7 Länder.
Dafür muss aber auch ein neues Gefährt her. Es gibt nur eine Regel: 500€. Wir waren verunsichert. Doch manchmal braucht man auch etwas Glück. Team Düssel wollte seinen Benz nicht mehr, und da man sich sympathisch war wurde aus einem netten Pläuschen ein Kaufvertrag. Für 500€ 2015 gekauft, für 500€ an uns weitergegeben. Wir werden Ihn in Ehren halten.
Jeder der bei der Rallye München-Barcelona dabei war, weiß aber auch: Für 500€ Einkaufspreis kauft man sich auch eine große To-Do Liste. Ganz oben: Fahrwerk. Der Wagen lag zu tief. (Kleiner Einschub: Das wir ja auch irgendwo Ästheten sind, stand ganz oben: Alle Aufkleber ab. Das war eine wirklich frustrierende Aufgabe, die uns einen ganzen Tag gekostet hat. Aber wir wollen eigene Aufkleber und unserer eigenes Design am Fahrzeug. Wir haben da etwas ganz Spezielles für euch vorbereitet, ihr dürft gespannt sein…)
Das steht im gut, keine Frage, aber bringt dir nichts, wenn dir irgendwo auf einem verlassenen Alpenpass ohne Handyempfang „Mitten in Europa“ der Unterboden aufreißt.
Also hoch den Bock. Gesagt. Getan. Schrecklich!
Irgendwas ist das Schief gelaufen, jetzt fährt er sich wie ein Schiff. Eher wie eine Nussschale. Also nochmal ran. In dem Zuge dann auch gleich die wichtigen Dinge:
Bremsflüssigkeit, Getriebeöl, Motoröl, Kühlflüssigkeit.
Dank der freundlichen Unterstützung von W124-Spezialist stand unser Rallye-Benz am Ende wieder gut dar…
Einen gescheiten Kotflügel für einen W124 zu bekommen ist müssig, und da wir wie die letzten Jahre eh eher Kontaktmotorsport betreiben lassen wir das so…
Bis zum Start noch zu erledigen:
Lösung fürs Dach (wir wollen eigentlich auch mal mit offenem Schiebedach fahren)
Temperaturanzeige wieder in den Gang kriegen
04.06.2016
Zeitmanagement – nicht so wirklich unsere Stärke. Was im Beruf ganz gut klappt, scheint in der Freizeit unter einem Totalausfall zu leiden. Geplant waren 2-3 Stunden. Am Ende des Tages – im wahrsten Sinne des Wortes – waren es dann 7.
Was stand auf dem Tagesplan?
Bei Punkt 1 war uns schnell klar: Wenn wir das alleine versuchen, brennt am Ende eher das ganze Auto als zwei zusätzliche Scheinwerfer. Gut wenn der Schwiegervater in Spee ein Tausendsassa ist. Also nach Kaarst. Um da hinzukommen sollte der Benz sich aber erstmal bewegen. Tut er aber nicht. Kurzes Klacken, die Zündspule gibt ein weinendes Geräusch von sich: nichts.
Diagnose: Batterie tot. Super. Die Rallye München-Barcelona endet vor dem Start in Düsseldorf. Selbst der moderne 4 Zylinder Biturbo (oder Singleturbo? Der Autor ist sich nicht sicher, zu faul zum nachgucken und lässt das als heimliche Kritik an der aktuellen BMW Motorenpalette so stehen) eines 2er BMWs spendet nicht die nötige Lebensenergie. Zeitmanagement….wir waren ja verabredet. ADAC? Dauert wieder 100 Jahre (wer uns 2015 schon begleitet hat kennt unsere Einstellung zu den gelben Engeln).
Also auf zu ATU, Batterie gekauft. Zurück, Batterie raus, Batterie rein: Leben.
Auf den kurzen 10km von Düsseldorf nach Kaarst packt es uns wieder. Rallyefieber. Erinnerungen kommen hoch. Die Stimmung könnte nicht besser sein, denn der Benz macht einfach alles richtig.
In Kaarst angekommen gehen wir aus Mangel an Kenntnis, und da wir dem Schwiegervater ja nicht tatenlos zugucken können, direkt mehrere Dinge parallel an. Der Radioausbau entpuppt sich als wahrer Krampf, aber nachdem wir jede Schraube im Innenraum gelöst hatten, hat auch das Pioneer klein beigegeben. Der Einbau der Dachgepäckträger fordert offensichtlich auch mehr als 12 Jahre kombiniertes Medizinstudium, wir wären jedenfalls fast gescheitert. Am Ende obsiegten wir aber…
Während wir im nicht mehr ganz jugendlichen Leichtsinn davon ausgegangen sind, dass das mit Kabel anschließen, Lampen positionieren, Bohren und jede Menge Panzerband schnell geregelt ist, belehrt uns das Leben (oder vielmehr der besagte Schwiegervater) eines Besseren. Im Verlauf des Umbaus fliegt sodann ein Großteil der 1889 liebevoll eingebauten Innenverkleidung kurzweilig aus dem Auto und für uns gibt es einen Crashkurs in Elektrotechnik, Kabelkunde, Lebenskunde und Teilchenphysik. Am Ende muss man sagen: So hätten wir das niemals alleine verbaut bekommen. Die Verkabelung im Motorraum, die Schaltung vom Relais – all das sieht so gut aus, das hätte auch von Mercedes kommen können (hier zahlt es sich aus, gewisse Dinge aufzubewahren, denn ein Großteil aller Teile kommt aus einer alten Waschmaschine. Und dann lagen da noch Autokabel rum, warum auch immer…).
Aus geplanten 2-3 Stunden wurden so also 6-8. In deren Verlauf hat ein Mitglied unseres Teams, das namentlich nicht genannt werden möchte (es ist nicht Oliver), es dann auch geschafft, das Kabel der neu erworbenen Temperaturanzeige direkt zu zerreißen. Wir werten das als kleinen Ausblick auf die Rallye, denn am Ende läuft nach Reparatur wieder alles (#Lüsterklemmen).
Was aktuell noch zu tun ist:
Motoröl neu
Design aufs Auto
Dachlösung…..
12.06.2016
Wir konnten es nicht lassen. Weil Mercedes auch ein wenig Opa-Style hat, fahren wir natürlich mit Radkappen auf die Rallye.
10.07.2016
Eine Woche noch, dann geht es los. Letzte Handgriffe. Kriegsbemalung anbringen, Nochmal alle Schalter an und aus schalten. Und alles fest auf dem Dach verzurren. Nötig? Wahrscheinlich nicht, aber so sieht es einfach auch nach mehr Rallye aus. Der Dachgepäckträger hat sich anfangs noch gewehrt, wurde jedoch professionell mit der Flex hingestreckt.
15.07.2016 – Tag 0
Es geht los. Team Sabotage is rolling. Bis Frankfurt noch mit brachialen kombinierten 476PS (136 + 340) und mitreißenden 705NM (205 + 500). Unser Team BMW 1er M Coupé lassen wir dann in Frankfurt, dort holen wir es dann nach der Rallye frisch und professionell aufbereitet wieder ab.
Von Frankfurt nach München erfreulicherweise ohne nennenswerte Zwischenfälle. Spitzengeschwindigkeit bei Baujahr 1989: 190 km/h! Dieses Jahr haben wir es sogar mal zur Akkreditierung geschafft 😉
Nach 2-5 Bierchen gings dann in eine kurze Nacht.
Tag 1 #TageszielMailand
6.30 Briefing. Heißt für uns nach einer sehr kurzen Nacht, dass der Wecker um 5.20 klingelt. Am ersten Tag hat man ja noch Ambitionen. Das OrgaTeam entschädigt mit einer fast romantischen Location: Der Lußsee im Münchner Osten. Wirklich romantische Stimmung kommt bei ca. 200 Durchgeknallten aber nicht auf.
Nach der obligatorischen Streckenbesprechung und dem Bestaunen der gegnerischen Fahrzeuge (ehrlich gesagt zweifeln wir daran, dass man einen Jahuar XJS oder einen Porsche Transaxel für 500€ kriegt. Aber auch damit ist der Zieleinlauf in Barcelona nicht gesetzt) geht’s mit unseren Kaarster Kollegen vom Team #WahreLiebeBVB Richtung Bregenz. Die Alpen warten…
Wir hatten den Kraftakt vom ersten Tag 2014 noch im Hinterkopf, zudem saß das ernüchternde Aus aus dem vergangenen Jahr uns noch in den Knochen. Doch die Jungs vom OrgaTeam haben viel daran getan, dass wir schnell alle Sorgen über Bord werfen. Dieses Jahr geht es von Deutschland zunächst nach Österreich, um dann über Lichtenstein die Schweiz zu erobern. Und der Alpenstaat macht bereits an Tag 1 klar, das es schwierig wird, diese Etappe noch zu toppen. Strahlender Sonnenschein, malerische Bergpässe und ein #Eisenschwein2.0, das einfach nur läuft (für Letzteres können die Eidgenossen zugegeben wenig…). Um Andematt wird dann gedriftet (richtig gelesen: fährste quer, siehste mehr), im Scheitelpunkt eingebremst und geheizt. Wir lassen zusammen mit Team #WahreliebeBVB Furkapass, Grimselpass und den Sustenpass nach einem kleinen Snack hinter uns und machen uns auf dem Weg in die pulsierende italienische Metropole Mailand. Auf dem Weg noch eine besondere Perle: eher per Zufall entdecken wir den alten nicht mehr so wirklich benutzen Gotthardpass. Top gepflegt (Schweiz eben), Kategorie II, die Strecke für uns alleine (bis auf einen grinsenden MX5 Fahrer, der offensichtlich gleiches im Sinne geführt hat). Dieses absolute Highlight nehmen wir gerne noch mit, dann geht’s zum Aperetivo in dem Mailänder Abend…
Tag 2 #TageszielGuillaumes
Thomas und Cornelius legen nach. Angeblich haben sich alle „ins Auto eingefühlt“. Heißt auf der Rallye München-Barcelona: Heuten werden Teams scheitern. Angekündigt ist eine Einführungs-Kat IV. War in Wirklichkeit eine Kat. V. Gefahren sind wir die wie eine Kat. III. Ein Teammitglied, das nicht genannt werden möchte (Anmerkung des Autors: Er ist in der Lage, sich einen durchgehenden Bart wachsen zu lassen), hatte überhört und überlesen, dass die „Regenabflüsse“ langsam zu passieren sind.
Sagen wir mal so: Lack haben wir keinen mehr am Unterboden.
Zwischendurch hat das Eisenschwein sehr ungesunde Geräusche gemacht. Nachdem wir aber eine dieser „Sprungschanzen“ so schnell genommen hatten, dass praktisch alle vier Pneus in der Luft waren, hat der harte Aufprall alles wieder gerichtet. Der Benz repariert sich selber. Bei der Abfahrtsdriften entwickelt der Benz für oben genanntes Mitglied im Kurvenausgang ungeahnte Kräfte. Maximales Gegenlenken. Anfängerfehler, wir wissen es doch eigentlich besser. Das Reifenballett endet einen Meter vor einer wahrscheinlich unsanften Felswand. Im Ortseingang qualmen die Bremsen, die Hände sind schwitzig (Das betrifft Fahrer und Beifahrer). Alle brauchen etwas Pause. Nach dem Fahrerwechsel (geplant, hatte nichts mit dem Perfekt ausgeführten Drift zu tun) zeigt der wiederholte Blick in die heutige Streckenbeschreinung: der nächste Abschnitt ist im Winter eine schwarze Skipiste. Team #WahreLiebeBVB pflügt für einen ansässigen Bauern noch Fix das Feld um, dann verabschieden die Kollegen sich frühzeitig nach Guillaumes.
Zusammen mit Team Cruise ’n‘ Chill folgen wir einem weißen BMW E36 Kombi (Nachtrag: Team Dirtbusters. Die Farbe ist Alpinawandfarbe, mit der Rolle aufgetragen) mit M Folierung. Schnell war klar: Der Fahrer kennt dankt der Kombi aus 6 Zylindern (in Reihe angeordnet) und 6 Gängen (Klassisch im H angeordnet) nur eine Marschrichtung. Wir würden uns selbst schon als ambitionierte Fahrer bezeichnen, aber wir hatte streckenweise Mühe dem weißen BMW zu folgen. Die Stecke gibt schnelles Fahren aber her. Nach einer kurzen Verschnaufpause oben auf der Alm (10 Sekunden zur Orientierung, ist nicht so als wären Skipisten ersichtlich für Autos ausgeschildert) geht es Südwärts die Skipiste runter. Hier machen sich wieder unsere Bremsen bemerkbar, so das wir unfreiwillig jede Kurve mit quietschenden Reifen nehmen. Dafür spürt der BMW nun AMG Atem im Nacken.
Für die späte Einfahrt nach Guillaumes lassen wir uns und dem Eisenschwein lange Zeit zum regenerieren. Kleines Shoutout an Team WahreLiebeBVB: Geil dass ihr zu unserer Ankunft alles perfekt zum Grillen vorbereitet hattet…
Tag 3 #TageszielMontpellier
Frühbesprechung im Dorfzentrum. 200 Rallyeverrückte erhöhen die Bevölkerungsdichte um 30% ;). Die erste Frage in die Runde: Hat jemand ein Schweißgerät mit? Wer hier denk das wäre ein Witz am morgen, der irrt gewaltig. Wird a) wirklich benötigt, da einem Team der Querlenker gebrochen ist und b) hat natürlich ein Team eins mit. Standardausrüstung.
Nach der Materialschlacht gestern ist heute Entspannung angesagt. Vier Routen gibt es zur Auswahl, und obwohl die Côte D’Azur ihren Charm hat, sind wir gestern auf den Geschmack gekommen. Ganz ohne Urlaubsfeeling wollen wir den Tag aber nicht verstreichen lassen. Nachdem wir mit #TeamDirtBusters (Handgerissener E36, 6 Zylinder) die erfreulich kurvenreiche Strecke von Castellane und die D23, den Gorge de Verdon nach Moistiere Ste. Marie sehr zügig hinter uns gelassen haben, legen wir am Strand vom Lac de St. Croix ein kleines Team Timeout ein. Der weitere Weg führt uns durch die schöne Provonce, vorbei an Lavendelfeldern und Weinreben nach Montpellier. Frankreich zeigt sich hier bei gut 30 Grad, strahlendem Sonnenschein und den von der Rallye begeisterten Einheimischen von seiner schönsten Seite….
Tag 4 #TageszielEspot
Die Nacht war kurz. Sehr kurz. Zu kurz, um das morgendliche Briefing vollständig mitzubekommen. Es herrschen jetzt bereits 35Grad. Heute heißt es Mensch gegen Maschine, und der Mensch wird am Ende verlieren. Irgendwie müssen wir von Frankreich nach Spanien. Autobahn ist auf dieser Tour keine Option, und so schlagen wir uns stundenlang durch das französische Hinterland. Vor uns die Kollegen von den #Dirtbusters, hinter uns die Jungs vom #WahreLiebeBVB. Die Temperatur steigt. Der Körper verlangt Ruhe, doch das einzige was Frankreich zu bieten hat ist heißer Wind. Inzwischen haben wir die 40 Gradmarke getrost hinter uns gelassen. Andorra liegt vor uns. Zum dritten Mal sollen wir nun den grauen, verwinkelten, in Felsen geschlagenen Zwergenstaat besuchen. Uns graut es vor dem Aufstieg und wir entscheiden uns faul für den Tunnel. Zu oft schon haben wir uns den Pass hochgequält um dann doch von der tristen Steueroase enttäuscht zu werden. Nach der Grenzdurchfahrt folgt das obligatorische Tanken (Steueroase eben. Funfact: 80.000 Einwohner müssen jedes Jahr 12.000.000 „Touristen“ ertragen.Viel gibts hier nicht zu sehen.). Wir verlassen Andorra so schnell wie wir gekommen sind und fahren, inzwischen deutlich fitter, gen Westen. Das Gebirge wartet. Da wir den steinigen Kat. IV Pass bereits 2014 nur spärlich überlebt haben und beide Fahrer aktuell nicht in der Lage sind, das Eisenschwein gebührend zu beschützen, nehmen wir eine Kurvenreiche Abkürzung, die uns direkt ins malerische Espot trägt. Das 357 Seelen Wander- und skifahrparadis wird vom kalten Rio Escrita geteilt. Unser Hotelzimmer bietet Blick auf die Felsenschlucht, in die die Kleinstadt eingebetet ist. Die Welt scheint hier noch in Ordnung zu sein. Die kurvige Abfahrt aus Andorra (wer sich bei der Rallye MüBa von einem Kater erholen will hat in der Regel Pech. Nach Espot gibt es keinen glatte, asphaltierte Autobahn) hat uns wieder wach gemacht. Den Abend lassen wir zwischen vielen RallyeTeams mit den Kollegen von #TeamWahreLiebeBVB ausklingen.
Tag 5 #TageszielSanSebastian
Der Wecker erinnert uns schmerzlich um 6 Uhr daran, dass wir nicht im Urlaub sind. Ein so frühes Treffen für ca. 350km Tagesdistanz heißt aber auch: Materialschlacht 2.0! Inzwischen sind 5 Teams als Totalausfall zu verbuchen, 3 Mietwagen füllen das Fahrerfeld auf. Neben Metallknete (das Wunderzeug für uns überhaupt. Das kann alles. Hätte wahrscheinlich auch England in der EU gehalten) werden inzwischen auch tragendere Teile händeringend gesucht:
Stoßdämpfer, Auspuffüberbrückungen, Lichtmaschienen. Das Schweißgerät glüht.
Die vorgeschlagene Strecke umfasst ca 10-11 Stunden reine Fahrzeit. Komplett so wohl nicht machbar. Wir entscheiden uns mit Team DirtBusters für einen Kategorie IV Aufstieg, der in eine Kat. III Schotterabfahrt mündet. Bereits beim Aufstieg geben andere Teams notgedrungen auf. Fehlende Traktion, Fahrzeughöhe und nicht zuletzt Kühlungsprobleme zwingen manche zum Umkehren. Wir quälen uns den Pass hinauf und werden von einem umwerfenden Panorama begrüßt. Die Strecke ist immer wieder von Kühen und frei lebenden Pferden blockiert. Näher kommt man nicht an Land und Leute (Letztere gibt es hier oben übrigens keine)
Vor dem Abstieg überholen wir auf dem Plateau noch das gesamte Fahrerfeld. Team DirtBusters gibt den Takt an, und bei 6 Zylindern heißt das: schnell um jede Kurve, dafür sind wir hier. Das Rezept geht auf, wir sind begeistert. Da wir im Herzen ja Cabriofahrer sind, fahren wir offen. bedeutet auch, dass der Wagen von Innen so aussieht wie von Außen. Seis drum.
Auf der Schotterpiste zwischen El Plan und Salinas de Bielsa heißt es dann Man vs. Machine. Während der BMW selbst tiefergelegt ordentlich Dampf macht (fairerweise: zwischendurch waren alle Anzeigen ausgefallen, auch die Münchner scheinen Ihre Fahrzeuge nicht hierfür konzipiert zu haben), driften wir inzwischen selbst geradeaus. Unsere Bremse greift nach dem ersten Pass ins Nichts. Und das gefühlt 9/10 der Zeit. Hätten wir ein gutes Fahrwerk und Reifen mit Grip wären wir nicht besorgt. Wir haben allerdings inzwischen Sliks und das Renterfahrwerk schaukelt sich von alleine zum Drift auf. Aber wir kämpfen. Blut, Schweiß und Staub bedecken das Cockpit. Wir bleiben dem BMW trotz des 300m steilen Abgrunds der sich bei jedem Drift durch die Serpentine auf der Beifahrerseite aufmacht an der Hinterschürze (zwischendurch auch IN der Heckschürze). Im Tal herrscht dann wie immer ein breites Grinsen. Mensch und Maschine geht es gut. Wir hatten unseren Spaß. Doch die zähen Aufstiege haben Zeit gekostet, und so fällt die schwere aber klare Entscheidung den Weg nach San Sebastián wie ein schnöder Normalo auf asphaltieren Straßen zu bestreiten. Wir wollen ja heute auch noch ankommen….
Tag 6 #TageszielZaragoza
In den frühen Morgenstunden lässt die Musik nach und die Altstadt von San Sebastian lässt uns Richtung Hotel entgleiten. Den Luxus hätten wir uns sparen können. Es sind eher Minuten Schlaf denn Stunden. Frühbesprechung im Stadtzentrum. Irgendwer hat Geburtstag. Alle klatschen. Wir haben Kopfschmerzen. Wenigstens hat die Hitze am Atlantik nachgelassen. Es geht Richtung Osten, Etappenziel ist Olite. Die ersten Stunden wird geschwiegen. Der Körper kämpft zu sehr gegen die vergangenen Nacht. In Olite tanken Mensch und Maschine auf. #TeamDirtBusters hat direkt ein ganzes Frühstück dabei. Wir sind motiviert, die erste geile Kat III Piste liegt vor uns. Von hier fahren wir nun noch nach Koordinaten. Das endet im Chaos. Teams kreuzen sich auf den verzweigen, immer gleich aussehenden Wegen. Die Generation Navi scheitert an einfachen Zahlen-Buchstabenkombinationen. Der Rallyeguid hat vorgesorgt und ist bebildert, aber das hilft einem hier nichts. Alles, wirklich alles sieht gleich aus. Zusammen mit fünf anderen Teams haben wir uns verfranzt. Es sind auch schon wieder 40 Grad. Reset. Wir kehren zum Anfang der Strecke der Strecke zurück. Diesesmal genau hingucken. Schnell merken wir, dass wir DIRKET AM ANFANG falsch abgebogen sind. So kann das ja auch nichts werden. Ab hier fliegen die Koordinaten nur so an uns vorbei. Es läuft flüssig und schnell. Zu schnell. Das Feld hat sich entzerrt und wir hängen mit 80-100km/h in der Staubwolke von #TeamDirtBusters. Der Einschlag ist laut, die Gesichter verzerren sich. Das kann nicht ohne Folgen geblieben sein. Der Blick auf die Öldruckanzeige bestätigt unserer Verdacht. Metall wurde zerstört, wir haben das Eisenschwein gebrochen. Wir rollen aus. Funkhilferuf ans #TeamDirtBusters. Schadenanalyse: Ölwanne hinüber, Querträger verbogen. Der Übermut hat uns mit 90km/h im eingefederten Zustand auf einem spitzen Felsen aufschlagen lassen. Die Stimmung sinkt so schnell wie der Ölstand. Doch die Kollegen geben nicht auf. Und sprechen und num ersten Mal auf dieser Reise fließend Schweizerdeutsch. Der Wagen ist aufgebockt, der Handgriffe sitzen wie bei einem eingespielten Team von Chirurgen. Schnell ist eine Problemlösung da. Metallknete. Dass Allheilmittel. Wir steuern etwas (Korrektur: sehr) unbeholfen eine Cola-Dose bei. Wir wissen zwar nicht genau warum, aber die beiden Jungs sind so tief in ihrem Element und reden so schnell, dass wir gar nicht widersprechen wollen. In Mitten der Hitze und der Frustration zeigt sich aber auch, warum wir zum dritten Mal die Rallye München-Barcelona bestreiten: Jedes vorbeifahrende Team hält. Zwar fällt die Schadenanalyse meist nach dem Blick unter den Benz mit einem „Ohhhhhhhh fuck“ aus, aber vordergründig zeigt man Solidarität. Wer nicht Schrauben kann, leit Werkzeug oder Öl. Wer nichts mit hat bringt Bier und dreht die Mukke lauter. Stünden wir nicht kurz vor dem Aus, könnte man meinen wir hätten hier ein geplantes Sit-In. Haben wir aber nicht. Zurück zum eigentlichen Problem. Nach gut 2 Stunden Bangen und Aushärten zeigt sich: Die Coladose tropft. Der Riss ist zu weit oben. Der nächste Tiefschlag: #TeamDirtBusters kann uns nicht abschleppen, das BMW Gewinde ist verrostet. Also bestreiten wir mit Müh und Not die letzten 3 Kilometer Wüste aus eigener Kraft. Am Streckenende dann die Gewissheit: Das Herz blutet. Zweistrahlig schießt das Öl auf die Straße. Aus dem Nichts dann die Rettung im zweiten Akt. Die MadMax Crew um den Subaru und die Begleitcrew prescht mit 150 Sachen die Strecke hoch. Die Jungs sind jenseits von Gut und Böse. Irgendwo zwischen Anarchie und Porsche (ein Teammitglied arbeitet in der Fahrwerksentwicklung von Porsche und nimmt während der Planung der nun folgenden Reparatur mal eben 3 Jungs Shotgun, um mit Ihnen die zerstörende Wüstenstrecke nochmal mit 130km/h + zu fahren. Wer kann der kann). Aber man ist da für uns. Öl wird verteilt (das man eigentlich selber braucht!), Zweikomponenetenkleber verschenkt. Das OlgaCrew-Fahrzeug schleppt uns starr mit 90km/h (WTF!) in die nächste Werkstatt.
Bange Stunden später die Erleichterung. Der Anruf an die Gelben Engel bleibt uns erspart. We are Rolling again. Die ganze Zeit an unserer Seite: #TeamDirtBusters. Ohne euch wäre es a) nicht möglich gewesen und b) sehr einsam geworden.
Deutlich erschöpfter als gedacht rollen wir Zaragoza ein. Es gibt noch ein gemeinsames Essen, doch auch kaltes Bier kann die Stimmung nicht mehr heben. Wir sind durch, Mensch und Maschine gebrochen. Wir schlafen durch.
Tag 7 TageszielBarcelona!
Es ist früh morgens und wir liegen in einer warmen Tiefgarage (zugegeben kälter als die 200 Grad am Vorabend) unter dem Hauptplatz von Zaragoza unter dem Benz. Der Griff zur Plastikkiste entscheidet über die Zieleinfahrt (die Rallye zeigt: ein roter Fiesta entscheidet über die Zieleinfahrt, aber dazu später mehr). Zwei Tropfen. Wir sind beides keine Morgenmenschen, doch jetzt gerade, um 7:15 ist die Welt in Ordnung. Uns gibt es noch. Barcelona ist zum Greifen nahe. Eine schwere Entscheidung muss getroffen werden: Wir lassen die letzte, immer gute, Schottenpiste aus.
Wir haben Cornelius Worte von 2014 noch im Hinterkopf: „Ihr habt euren Fahrzeugen 6 Tage alles abverlangt. Am letzten Tag scheitert immer mindestens ein Team!“ Damals haben wir noch gelacht. Doch Cornelius hatte Recht behalten.
Wir peitschen also über asphaltierte Landstraßen, schauen beim lokalen Pendant der Grünen Hölle vorbei, genießen die Siesta mit den Einheimischen in Alcaniz. Am Strand treffen wir dann geplant und ohne weitere Probleme wieder auf das Fahrerfeld. Das Wasser ist warm, nach 6 Tagen Kampf auf jedem Meter Strecke wollen wir uns eigentlich nur fallen lassen. Aber die Strömung ist zu stark, der alljährliche Treffpunkt an der Tankstelle vor Barcelona rückt näher. Doch bei Team Cruise’n’Chill geht nichts mehr. Der 5er will einfach nicht mehr anspringen. Eine Horde Mechaniker klettert in den Motorraum. Original BMW Diagnosesoftware wir hochgefahren. Nockenwellensensor? Kurbelwellensensor? Kompression? Viele Begriffe die wir zwar schon mal gehört haben, aber deren reales Erscheinungsbild uns bis heute vergönnt bleibt. (Sympathische Randnotiz: die beiden Jungs vom Team Cruise’n’Chill waren zwar 2013, 2014, 2015 und nun auch 2016 dabei, haben aber noch weniger Ahnung als wir.). Im Vorbeigehen, ohne richtig zu schauen und im Nebensatz haut Cedric vom #TeamDirtBusters dann eine sicherer Verdachtsdiagnose raus: Relais der Benzinpumpe. Man will sich nicht einmischen, es sind schon 10 Hände am Fahrzeug. 1 1/2 Stunden später wissen dann aber auch besagte 10 Hände: Es ist das Relais der Benzinpuma. Wir haben in den 1 1/2 Stunden eine Art „Mechaniker für Dumme“ Einweisung bekommen, sind also jetzt genau 1% schlauer.
An der Raststätte angekommen, setzt leider Regen ein. Aber auch das trügt die Stimmung nur marginal. Jetzt hält uns nichts mehr aus. Uns nicht, jedoch Team 2002. Irgendwo hinter der Stadtgrenze von Barcelona hören wir es Krachen. Der Blick in den Rückspiegel zeigt eine rote Mitt-90iger C Klasse wie einen Tzunami auf uns zuschießen. Den Aufprall können wir nicht verhindern. Ein roter Fiesta schiebt den den Roten Benz in uns. Hinterlässt bei uns dann auch rote Streifen an der Heckschürze. Das Geräusch verrät: Hier wurde nicht nur Plastik gebrochen. Metallkaltverformung vom Feinsten. Schadenanalyse im Regen: Front hin, Motorblock verschoben, Mitteltunnel nach oben ins Fahrzeuginnere gedrückt. Der rote Benz hat den Kampf gegen unsere Rentner-Anhängerkupplung verloren. Schadensbild Eisenschwein: Heckschürze ist nun an zwei Stellen rot. Sonst: Nichts. Der Wagen beweist abermals, dass er ankommen möchte. Wie biegen bei Team 2002 alles zurecht, auch hier läuft und schaltet der Wagen zur Verwunderung aller noch. Doch die Jungs beschließen, das es aus versicherungstechnischen Gründen der Polizei und eines Krankenwagens bedarf. Die übermütigen Sanis schnallen Alle die sie finden auf Tragen und verteile Stiffnecks, als wäre es Freibier. Wir beobachten das Schauspiel im trockenen geräumigen Innenraum des Benz. Nach zwei Stunde Wartezeit (wir haben mit den Jungs ausgeharrt, das gehört bei der Rallye dazu) und einer sinnbefreiten Diskussion mit der spanischen Polizei ob man nun eine grüne Versicherungskarte braucht oder nicht („You need one“ – „No, according to EU laws you don’t anymore“ – „This is spain, you need one“ – „Spain is in europe“), dem kinoreifen Versuch des spanischen Polizisten auf einem Papierblock im Regen zu schreiben (erinnert an Sieben, nur ohne Morgan Freeman, Brad Pitt und Kevin Spacy, dafür mit so langsam genervten Mitglieder des Team Sabotage) machen wir uns von dannen. Die Jungs vom Team 2002 verbringen den Abend schlussendlich unverletzt in einer spanischen Notfallaufnahme, die C-Klasse stirbt als Totalschaden 3 Km vorm Ziel.
Als wir ankommen, ist ein Großteil des Fahrerlagers schon ins Nachtleben der Strandmetropole entglitten. Wir lassen uns das Siegerbier und die obligatorische Zigarre mit Thomas und Cornelius aber nicht nehmen (die MadMax Crew hat mal eben ein 25L Fass Wein an den Wischermotor angeschlossen und betankt jeden mit Druck, ob man nun will oder nicht).
Es ist 1 Uhr nachts, als wir unser Hotelzimmer erreichen. Es ist 3 Uhr Nachts, als wir mit Marc von #TeamWahreLiebeBVB anstoßen. Die Nächte in Barcelona ticken eben anders…..
Tag 8-10 #Aftermath
Wir genießen die Sonne und den Strand in Barcelona, das Nachtleben sieht uns auch Samstag wieder. #TeamWahreLiebeBVB trennt sich in einem filmreifen Deal von ihrer eigentlichen Lieben. Die Rallye hat wie jedes Jahr 10% Ausfall gefordert. Es wurden unzählige Kühler repariert, mehrere Ölwannen gekittet, ein Zylinder und ein Getriebe hat es zerissen, ein Querlenker wurde geschweißt und ist schlussendlich doch gescheitert. Wir wissen nicht wie, aber am Ende haben wir es geschafft. Die 1560km Heimweg gestalten sich flüssig. in Frankfurt sammeln wir nochmal 350PS auf. Um 2:56 mitteleuropäische Sommerzeit fällt die Wohnungstür ins Schloss. Die Rallye ist geschafft, jetzt brauchen wir eigentlich Urlaub. Im Kopf werden jedoch bereits Pläne für 2017 geschmiedet…..
#rallyeout